Cinque Terre: Eine Kulisse wie bei Malen nach Zahlen

Cinque Terre stand schon seit einiger Zeit auf meiner Ausflugs- und Kurztrip-Ideen-Liste. Als ich Anfang März in einem Bericht über Ligurien las, dass die fünf malerischen Dörfer an der italienischen Riviera an Ostern besonders und danach den ganzen Sommer über an den Wochenenden von Touristenströmen geradezu überrollt würden, war für mich klar, dass ich bald, sehr bald, auf jeden Fall noch vor Ostern, hinreisen würde. Was für ein Glück, dass Ostern dieses Jahr so spät fällt. Das gab mir noch etwas Luft für die Planung.

Als erstes überlegte ich mir, ob ich alleine nach Ligurien reisen oder ob ich mich um eine nette Begleitung bemühen sollte. Ich wollte dem Projekt „Gspänli“ zumindest eine Chance geben und schrieb drüben bei Spontacts eine entsprechende Annonce aus:


Hallo Leute
Ich plane einen 4-Tages-Trip (3 Übernachtungen) in die malerischen Dörfer der Cinque Terre und hätte nichts gegen eine nette Begleitung (Männlein oder Weiblein, 38-52 Jahre) einzuwenden.

Folgende Eckdaten zum Trip:

  • Wann: 5.-8.4.19 oder 12.-15.4.19
  • An/Rückreise im Zug
  • Aktivitäten vor Ort: Wandern, Pasta, Pizza und Wein
  • Übernachtung im Hotel (im Einzelzimmer)
  • Kosten: ca CHF 500 (Zugfahrt und Übernachtung im Hotel)

Vorgängiges persönliches Treffen erwünscht.

Bist du dabei? Dann freue ich mich, von dir zu lesen!


Einige Anekdoten, Verstrickungen und imaginäre Gin Tonics später entschied ich, den Trip alleine durchzuziehen. Ich suchte mir also ein nettes Hotel, besorgte mir ein Zugticket und zehn Tage später ging es dann auch schon los. Das Leben kann ja so einfach sein!

Via Mailand und Genua erreichte ich nach gut sieben Stunden Zugfahrt mein frisch renoviertes Zimmer im Hotel Italia e Lido in Rapallo.

Blick von meinem Zimmer auf Schloss Rapallo
Blick von meinem Zimmer auf Castello Rapallo

Rapallo liegt eine gute Zug-Stunde nördlich der Cinque Terre. Dies hat den Vorteil, dass man relativ weit weg vom Schuss ist und hat den Nachteil, dass man relativ weit weg vom Schuss ist. Wer die Cinque Terre zum Ziel hat, der findet möglicherweise geeignetere Ausgangsorte. Egal, Rapallo ist nett, ich hatte eine wirklich gute Zeit dort und es ist wohl nur meiner angeborenen Hartnäckigkeit zu verdanken, dass ich jetzt nicht mit Franco, dem Kellner von nebenan verlobt bin.

Am nächsten Morgen besorgte ich mir die Cinque-Terre-Card und nahm diese gute Zug-Stunde Richtung Süden auf mich. Der Plan war, ab Monterosso, dem ersten der fünf Dörfer, den Küstenwanderweg „Sentiero Azzurro“ zu suchen, welcher die fünf Dörfer in einer gut bewältigbaren Tageswanderung verbindet.
Da jedoch just an jenem Tag der „Sciacche Trail 2019“ (Cinque Terre Ultra Trail) stattfand, war der Wanderweg für gemütliche Wandervögel wie mich an dem Tag gesperrt. Es blieb mir also nichts weiter übrig, als per Zug nach Vernazza, dem nächsten und gemäss Reiseführer schönsten der fünf Dörfer zu reisen.

Vernazza ist wirklich sehr schmuck – eine wahre Perle! Weil meine Beine nach der bequemen Anfahrt per Zug noch superfit waren, entschloss ich mich für einen ausgiebigen Dorfrundgang. Wobei der Rundgang im Falle von Vernazza ja eher ein Auf-und-Abgang ist.

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In Vernazza zählt man vermutlich nicht Schafe zum Einschlafen, sondern Treppenstufen…

Ungezählte Treppenstufen später hatte ich das Castello Doria erreicht und genoss den zauberhaften Ausblick auf das idyllische Vernazza.

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Blick vom Castello Doris… äh Doria in Vernazza

Wieder unten am malerischen Hafen angekommen, gönnte ich mir eine superleckere Pizza mit frischen Tomaten. Ja, ihr habt schon richtig gelesen: FRISCHEN TOMATEN! wo gibts denn sowas noch?

Nachdem ich von einem gut aussehenden Italiener in gelber Staff-Weste und damit quasi aus erster Hand die Mitteilung erhalten hatte, dass der Wanderweg von Vernazza bis nach Corniglia nun geöffnet sei, nahm ich erneut einige Höhenmeter auf mich und arbeitete mich zum Wanderweg hoch. Immer wieder kamen mir Ultra-Trail-Runner entgegen und ich ahnte schon, worauf das Ganze hinauslaufen würde. Und prompt wurde ich erneut aufgehalten und nett aber bestimmt von der Trail-Staff zum Rückzug aufgefordert.
Was für ein Glück, dass ausgerechnet an dieser schicksalhaften Ecke einer ein schickes Restaurant eröffnet hat.

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Und so genoss ich hier nebst einem Gläschen Cinque Terre DOC eine weitere atemberaubende Perspektive auf Vernazza.

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Den restlichen Tag verbrachte ich mit ausgedehnten Berg-und-Tal-Spaziergängen durch die beiden Dörfer Manarola und Riomaggiore und natürlich mit der einen oder anderen Schlemmerei 😋

Für den nächsten Tag, es war der Sonntag, war Regen angesagt. Ich sass beim Frühstück und musste durch die grosszügige Fensterfront feststellen, dass Petrus genau das tat, was die Wetterprognose von ihm verlangte. Am Nachmittag sollte der Regen aufhören. Mit dieser optimistischen Aussicht schnappte ich mir eine weitere Tasse Kaffee, zückte mein Buch hervor und verweilte noch eine ganze Weile an meinem Frühstückstisch.
Erst zum Mittag machte ich mich bei inzwischen nur noch leichtem Regen auf den Weg zum Bahnhof und kaufte mir erneut eine Cinque-Terre-Card. Mit jedem Kilometer den ich Richtung Süden fuhr, wurde es sonniger und als ich Manarola erreicht hatte, herrschte Wetter wie aus dem Bilderbuch.

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vor der malerischen Kulisse von Manarola war ich mal wieder in Selfie-Laune 😉

Dem prächtigen Wetter zuliebe beschloss ich erneut eine kleine Wanderung zu wagen. Wie ich erst viel später (genau genommen erst als ich längst wieder zu Hause war) erfahren sollte, ist der einfache, ca. 2 Kilometer lange  Küstenwanderweg, der „Sentiero Azzurro“, zwischen Manarola und Corniglia voraussichtlich bis 2021 gesperrt – und nein, nicht 20.21 Uhr, sondern 2021 – BÄM! Ahnungslos folgte ich an jenem Sonntag den Wanderwegweisern, die mich automatisch auf die Alternativ-Route, genau: den Sciacche-Ultra-Trail, lotsten. Und so wurde aus der geplanten Easy-Peasy-Sonntagnachmittagswanderung ein harter 14 Kilometer Ultra-Marsch mit überwältigenden Ausblicken auf die ligurische Küste – man gönnt sich ja sonst nix, ey! 😉

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Blick auf das malerische Manarola

Von nun an ging’s bergauf.

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Unterwegs auf dem Sciacche Trail, dem Cinque Terre Ultra Trail

Endlich war Corniglia in Sicht.

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Nach 14 Ultra-Kilometern endlich in Sicht: Corniglia

Bevor ich hier die 332 Stufen vom Dorfkern runter zum Bahnhof in Angriff nahm, gönnte ich mir noch einen kleinen Apéro.

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Eine willkommene Stärkung in den Nationalfarben!

Am nächsten Morgen hiess es bereits Ligurien auf Wiedersehen zu sagen. Tja, liebe Leute, wer „A“ sagt, muss auch „rrivederci“ sagen können, so ist nun mal das Leben.

Ich werde den Verdacht nicht los, dass ich mich nicht zum letzten Mal in dieser wundervollen Ecke herumgetrieben habe.

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6 Tipps für einen perfekten Tag in Barcelona

Vor fünf Jahren besuchte ich Barcelona zum ersten Mal, seither kehre ich jedes Jahr in die Hauptstadt Kataloniens zurück. Wie es zu meiner starken Verbundenheit mit dieser wundervollen Stadt kam, erzähle ich dir im Artikel BarceLOVEna, der Play-Button zu meinem neuen Leben.
Ich bin gerade von meinem fünften Barcelona-Besuch zurück und verrate dir in diesem Beitrag sechs Tipps für einen perfekten Tag in Barcelona.

1. Frühstück bei Buenas Migas

Früh stückt sich, wer einen tollen Tag erleben will!

Deshalb beginnt mein Logo Buenas Migas Focacceriaperfekter Barcelona Tag definitiv in einer der über die ganze Stadt verteilten Buenas Migas Filialen. Dort gönne ich mir eine grosse Tasse Kaffee, ein Natur-Joghurt mit frischen Früchten und dazu einen Scone oder einen Flapjack. Oder beides. 😋

2. Überblick verschaffen

Ich mag es, den Überblick über eine Situation zu haben – nicht nur beim Reisen, sondern generell in allen Lebenslagen. Auch wenn ich inzwischen bereits mehrmals in Barcelona war und die Stadt eigentlich ziemlich gut kenne, so verschaffe ich mir trotzdem jedes Mal zuerst einen Überblick und lasse mich einfach mal von der enormen Bandbreite an Möglichkeiten die sich mir hier bieten inspirieren:

  • Worauf habe ich Lust?
  • Wo zieht es mich zuerst hin?
  • Was möchte ich hier erleben?

Um sich ein Big Picture über Barcelona zu verschaffen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich entscheide mich jeweils spontan für eine oder auch zwei der nachfolgend vorgestellten Varianten.

Überblick-Variante A: Park Güell

Der über der Stadt angelegte, malerische Park von Antoni Gaudí zählt zum UNESCO-Welterbe. Von verschiedenen Stellen des Parks geniesst man ein herrliches Panorama über die Stadt. Besonders beliebt ist die Hauptterrasse.<<
al ob man Gaudís Schnörkeleien mag oder nicht: in Barcelona kommt man nicht darum herum. Gaudí ist Barcelona und Barcelona ist Gaudí.

Blick vom Park Güell auf die Stadt Barcelona

Eingang zum Park Güell in Barcelona
Park Güell: Eingang

Viadukt im Park Güell, Barcelona

Überblick-Variante B: Tibidabo

Mit seinen 500 Metern ist der Tibidabo der Hausberg Barcelonas. Vom Panorama-Restaurant oder einer der Bars aus kann man bei einer Tasse Kaffee (oder einem Glas Sangria) entspannt die wahre Dimension dieser wundervollen Stadt in sich aufsaugen. Gemäss Reiseführer soll schon die Fahrt in den offenen Tram-Waggons der Tramvía Blau (ab Av. de Tibidabo, Plaza John F. Kennedy) ein tolles Erlebnis sein. Mir persönlich blieb die Tramvía Blau bisher leider nicht vergönnt. Einmal bedingt durch meinen aussersaisonalen Besuch, denn die Tramvía Blau verkehrt nur von Juni-November (von Dezember-Mai fährt ein stinknormaler Bus hoch, was aber natürlich nichts an der tollen Aussicht ändert). Bei meinem diesjährigen Versuch machte mir schliesslich der katalonische Generalstreik einen Strich durch die Rechnung: Die Tramvía Blau streikte nämlich mit. C’est la vie.

Überblick-Variante C: Montjuïc

Anlässlich der olympischen Spiele von 1992 wurde der Montjuïc kräftig aufgebretzelt und ist heute ein schöner Park mit diversen Attraktionen (Museen, Botanischer Garten, Olympisches Stadium, etc.). Der Montjuïc wird auch „die grüne Lunge der Stadt“ genannt.<<
r Montjuïc ist mit seinen 172 Metern Höhe gut zu Fuss erklimmbar – beispielsweise von der Plaza España aus. Hinunter empfiehlt sich die Fahrt mit der Hafenseilbahn bis nach Barcelonetta. Romantisch schweben die roten Gondeln über den alten Hafen, den Port Vell hinweg und befördern dich direkt zu Barcelonas Stränden (mehr dazu dann später).

Seilbahn gondelt vom Mont Juic über den Port Vell zu den Stränden von Barcelonetta

Überblick-Variante D: La Pedrera

Ebenfalls einen tollen Überblick auf die Stadt geniesst man von der Dachterrasse der La Pedrera / Casa Milá, Gaudís berühmtestem Haus. La Pedrera befindet sich an der schicken Passeig de Gràcia. Im Gegensatz zu den Überblick-Varianten A-C (oben) befindet sich diese Aussichtsplattform also nicht ausserhalb des Stadtzentrums, sondern mitten drin.

La Pedrera, BacelonaSchwungvolle Dachterrasse der La Pedrera, Bacelona

3. La Sagrada Familia

Die Sagrada Familia gilt als Wahrzeichen Barcelonas und darf auf keinem Barcelona-Besuch fehlen. Wenigstens von aussen sollte man sich die „ewige Baustelle“ unbedingt zu Gemüte führen. Wer die Basilica von innen besichtigen möchte, braucht viel, sehr viel Geduld – oder aber ein Online-Ticket, mit dem man sich zu einem definierten Zeitfenster vor Ort einfinden muss und dann frech an der Warteschlange vorbeiziehen darf. Ich bin a) kein besonders geduldiger Mensch und liebe es b) mich spontan und abhängig von der jeweiligen Tagesform durch eine Stadt zu bewegen. Beides sind keine optimalen Eigenschaften für eine Besichtigung der Sagrada Familia… 🙄 aber beim nächsten Mal, beim nächsten Mal schaffe ich es, grosses Indianerehrenwort!

Total-Ansicht der La Sagrada Familie in Barcelona

4. Barri Gòtic

Das Barri Gòtic (das gotische Viertel) ist das Herz Barcelonas. Man hat Barcelona nicht gesehen, wenn man sich nicht im Labyrinth aus malerischen Gassen und Gässlein rund um die Kathedrale verirrt hat.

Kathedrale im Gothischen Viertel von Barcelona Das Barri Gòtic ist auch ein idealer Ort, um sich einer süssen Versuchung hinzugeben. Wie wär’s also mit einer Crema Catalana 😋 oder mit Churros con Chocolate Caliente? 😋

Crema Catalana
Crema catalana

 

Churros con chocolate caliente
Churros con chocolate caliente

5. Barcelonetta ❤

An der kilometerlangen Strandpromenade bei Barcelonetta stolpere ich liebend gerne von einem Chiringuito (Strandcafé) zum nächsten, geniesse das entspannte, fröhliche Treiben und lasse dabei einfach meine Seele baumeln. 😊

Blick aus einem Strandcafé auf das Hotel W in BarcelonaSkulptur (rostiger Turm) in Barcelonetta, BarcelonaBlick von einem Strandcafé auf das Hotel W in Barcelona. Im Vordergrund: Sangria und OlivenSelfie in einem Strandcafé in Barcelonetta, Barcelona

Hach ja, es ist besonders nett da, in Barcelonetta 😎

6. Schlummertrunk in La Xampanyeria

Mein perfekter Tag in Barcelona endet mit einem Schlummertrunk in der rappelvollen La Xampanyeria an der Carrer de la Reina Christina 7.

Ein Glas mit Cava in der Xampanyeria, BarcelonaMunteres Treibn in La Xampanyeria, Barcelona Das emsige Treiben in der Kult-Bar lässt sich mit Worten kaum beschreiben – man muss dabei gewesen sein, um zu verstehen, was hier so unglaublich unglaublich ist – cheers! 🍾

¡Nos vemos en Barcelona, olé!

Warst du auch schon in Barcelona? Was sind deine Highlights und Tipps?

Ich freue mich über dein Feedback!

Unter dem Strich kam mir dieses Valencia alles andere als spanisch vor.

Seit ich denken kann liebe ich die spanische Sprache und dieser Zustand hat sich mit meiner ganz persönlichen Liaison zu Barcelona in den letzten paar Jahren noch zusätzlich verstärkt. Doch meine Begeisterung, hier in der Schweiz einmal pro Woche für zwei Lektionen die Schulbank zu drücken, hielt sich stets in Grenzen und so schob ich das Projekt „aprender español“ (spanisch lernen) immer wieder vor mich hin (mañana, mañana…). Ich vertraute stets darauf, dass der richtige Moment irgendwann schon noch kommen würde, in dem ich mich dazu aufraffen könnte, einen Sprachkurs zu belegen. Trotzdem notierte ich den Vorsatz sicherheitshalber sorgfältig auf meiner Bucketlist.

Der richtige Zeitpunkt kam schliesslich im vergangenen August… weiter gehts in meinem Gastbeitrag im Boa Lingua-Blog 😉

Best of Valencia Tweets

Natürlich habe ich während meinem Aufenthalt in Valencia ab und zu getwittert. Hier ein paar Kostproben 😉

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Impressionen von Valencia

The Winner Takes it All, den Andalusiern ists egal

Um es gleich vorweg zu nehmen: der spontan möglicherweise etwas provokant anmutende Titel dieses Blogposts ist aus Sicht der Andalusier absolut im positiven Sinne zu verstehen. Zehn Tage an der Costa del Sol genügten, um mir eine ganz fette Scheibe vom andalusischen Zauberkuchen abzuschneiden. Der Kuchen besteht aus kostbaren Zutaten wie Gelassenheit, Zufriedenheit, Herzlichkeit und einer grosszügigen Prise Charme.
„Kein Wunder, dass die so zufrieden sind. Die haben ja auch 320 Sonnentage pro Jahr“, könnte man da resümieren. Rein statistisch ist diese Aussage zwar korrekt, aber hey! letztlich bestimmt nicht die Sonne, die vom Himmel lacht, wieviel Licht wir in unseren Herzen zulassen. Ich jedenfalls knabbere noch heute genüsslich an meinem andalusischen Stück Kuchen.

Nun aber zur eigentlichen Geschichte, die meine Zeit in Andalusien zu einem Meilenstein in meinem Leben gemacht hat.

Obschon ich einige Punkte meiner damals in Barcelona skizzierten Strategie bereits tapfer in die Tat umgesetzt hatte, blieb ein Vorsatz zunächst hartnäckig auf der Pendenzenliste stehen. Jener nämlich, alleine ein Auto zu mieten und damit auf eigene Faust eine neue Gegend zu entdecken. In meinem alten Leben waren mein Mann und ich oft per Auto bzw. Camper unterwegs. Da mein Mann Chauffeur war, war es naheliegend, dass er in aller Regel am Steuer sass, währenddem ich mich nebenan auf dem Beifahrersitz über all die Jahre zur quirligen Entertainerin und zur Weltmeisterin im Kartenlesen entwickelte.

Meine Andalusien-Mission lautete also, ein Auto zu mieten und damit die Gegend unsicher zu machen. Nach über drei Stunden in der Europcar-Schlange am Flughafen von Málaga, habe ich meinen Fiat500 endlich erhalten. ❤

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Mein 500er, aka „Erbse“ 😉

Als ich dann die Adresse meines Hotels im Navi eingeben wollte, stellte ich erstaunt fest, dass die auf dem Voucher aufgedruckte Strasse gemäss Navi nicht existierte. Ich beschloss daraufhin, einfach mal bis nach Marbella durchzufahren und dort nach dem Weg zu fragen. Und so stoppte ich bei der ersten Tankstelle nach dem Ortsschild von Marbella, hielt dem braungebrannten Spanier an der Kasse meinen Hotel-Voucher unter die Nase, legte mein charmantestes Sonntags-Lächeln auf und zog gleichzeitig die Achseln bis zu den Ohren. Der Mann kapierte sofort und so erfuhr ich, dass ich bereits auf der richtigen Strasse war (Bingo!). Allerdings auf der falschen Seite und ca. zwei Kilometer zu östlich. „Easy!“, dachte ich bei mir, „Strassenseite wechseln kriege ich hin, wär‘ ja gelacht, ey!“.

Motiviert verliess ich also den Tankstellenshop und verschaffte mir als erstes einen Überblick. Wieviele Spuren hatte diese Strasse denn eigentlich von der der Tankstellenmann behauptete, dass es die richtige sei? Eine, zwei, drei… pro Richtung, wohlverstanden (meine Fresse!). Ich setzte mich in meinen 500er und war entschlossen, zwei bis drei Kilometer in westliche Richtung weiterzufahren, um dann irgendwie die Seite zu wechseln. Natürlich kam nach drei Kilometern keine Bitte-Wenden-Ausfahrt. Auch nach vier, fünf und sechs Kilometern nicht.  So verliess ich die Autostrasse halt einfach bei der ersten Gelegenheit, die sich mir bot. Unnötig zu erwähnen, dass ich den Überblick zu dem Zeitpunkt längst verloren hatte (Herrje!).
Ein Plan B musste her und zwar schnell. Et voilà: Ich würde uns (also für die Erbse und mich) ein Taxi rufen. Das mag jetzt bescheuert klingen, ist aber eigentlich ein ziemlich intelligenter Plan, auf den man zuerst mal kommen muss! 🙂 Das Taxi sollte Häuptling spielen, voraus reiten und uns zwei Bleichgesichtern so den Weg zum Hotel weisen…

Ich war inzwischen auf dem Parkplatz eines Surfclubs gelandet. Ich stieg aus dem Wagen und kaum stand ich mit meinem hilflosen Taxi-Such-Blick auf dem Platz, kam auch schon ein knackiges, braungebranntes und von Sonnenöl glänzendes Sixpack auf mich zu. Er hiess Francisco und genau so sah er auch aus (hach!)!
Francisco strahlte übers ganze Gesicht. Seine Augen leuchteten, als er fragte, ob und wie er mir denn helfen könne. „Oh… ähm… hola… un momento… por favor… soy suiza…“, stammelte ich und kramte meinen Hotel-Voucher hervor. Francisco sah das Logo auf dem Papier und meinte, dass er bereits wisse, wo das Hotel sich befinde und er mir den Standort im Navi locker sogar ohne Adressangabe programmieren könne. Für einen Moment war ich skeptisch, doch dann sah ich auf das beeindruckende Sixpack in Franciscos funkelnde, braune Augen und vertraute ihm aus tiefem Herzen. Ich sollte es nicht bereuen…

Eine halbe Stunde später checkte ich im Hotel ein, bezog meinen knallorangen Bungalow und gönnte mir eine erfrischende Dusche. Später genoss ich den lauen Abend bei einem Glas Sangria an der Strandbar und war einfach nur dankbar (übrigens: dankbar reimt sich auf Strandbar). Ich hatte es geschafft, war angekommen – nicht nur im Hotel 😉 Manchmal meint es das Schicksal eben verdammt gut mit mir…

In den darauffolgenden Tagen unternahm ich mit meiner Erbse einige sehr tolle Ausfahrten. Vergnügt kurvten wir durch die berühmten „weissen Dörfer“ Andalusiens, machten Halt im romantisch-imposanten Ronda, im lieblichen Nerja, im stürmischen Gibraltar und liessen selbst das 260 km entfernte Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens, nicht aus.

Wer weiss, vielleicht schreibe ich mal noch eine weitere Geschichte über mein Self-Drive-Abenteuer an der Costa del Sol… aber natürlich nur, wenn ihr das mögt?!?? 🙂

Impressionen aus Andalusien

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/Mai 2014

Die Kraft des Atlantiks… oder wie ich zufällig einen Halbmarathon lief

September 2012. Ich war gerade mit meinem damaligen Freund – nennen wir ihn Klaus-Dieter 😉 – aus Ägypten zurückgekehrt. Klaus-Dieter und ich waren knapp drei Monate ein Paar und verbrachten – zum krönenden Abschluss unserer Beziehung, wie sich herausstellen sollte – eine total witzige und absolut friedvolle Woche am roten Meer. Eigentlich hatte alles wunderbar gepasst zwischen uns beiden. Dennoch kehrten wir nach Hause zurück und jeder ging fortan seinen eigenen Weg, als wäre es die logischste Sache der Welt. In der Nachbetrachtung eine reichlich skurrile Geschichte… eine Geschichte, die das Leben schreibt.

In den darauffolgenden Wochen wurde ich zunehmend zappelig, hatte sprichwörtlich Hummeln im Hintern. Verständlich, denn bis dahin war das Jahr 2012 ja proppenvoll mit Wohnungssuche, Umzug, Haushaltgründung und Klaus-Dieter :-P. Doch jetzt, wo wieder Ruhe und so was ähnliches wie Routine in mein Leben eingekehrt war, drehte ich buchstäblich am Rad. Ich musste dringend etwas unternehmen, doch was?

Ich dachte an die tolle Zeit in Barcelona zurück und an die ambitiösen Vorsätze, die ich in jener lauen Silvesternacht in den katalonischen Himmel hinauf beschwörte. Ja, die Zeit war definitiv reif, einen weiteren, bewussten Schritt zu wagen, um meine Leidenschaft fürs Reisen weiter auszuleben. Ich überlegte mir also, welche Art von Urlaub denn geeignet sein könnte für mich als Alleinreisende. Das war gar nicht so einfach, denn wie in BarceLOVEna – wo alles begann… beschrieben, war ich bis dahin grossmehrheitlich per Camper unterwegs. Ich fand Camping immer toll. Doch die Vorstellung alleine zu campieren, überforderte mich – übrigens genauso, wie der Gedanke an eine Gruppenreise und/oder an Cluburlaub…

Sport + Urlaub = Sporturlaub

Sport genoss schon immer lange einen wichtigen Stellenwert in meinem Leben und wurde nun, in meiner Singlezeit, zunehmend zu einer zentralen Energiequelle. Und genau dies brachte mich schliesslich auf eine geniale Idee: ich könnte irgendwohin ans Meer reisen, um dort Sport zu treiben – joggen zum Beispiel. Gesagt getan und so flog ich drei Wochen später für zehn Tage nach Teneriffa.

Verkehrsregelung im Teide Nationalpark

Ich strandete an der Costa Adeje, einer ziemlich edlen Gegend im Süden der Kanareninsel – perfekt zum joggen und wandern und nah genug an der legendären Playa de las Americas, falls es mal einen Tick flotter zu und her gehen durfte. Mein Hotel war 10 Gehminuten vom Busbahnhof entfernt und damit ideal gelegen für Tages-Ausflüge auf der ganzen Insel. Mein Zimmer befand sich auf Etage acht (von acht), hatte einen überraschend grosszügigen Grundriss und war äusserst stilvoll eingerichtet. Eine charmante, kleine Dachterrasse mit seitlichem Meerblick rundete das Profil meiner Behausung für die nächsten zehn Tage krönend ab. Ich bin heute noch überzeugt, dass das die Prinzessinnen-Suite war. Fakt ist: ich fühlte mich vom ersten Moment an wohl hier und das war schon mal viel wert.

Etwas Bammel hatte ich durchaus vor dem ersten Frühstück. Was, wenn ich als Single irgendwo an einen Familientisch mit kreischenden Kindern gesetzt würde – als „Lückenfüller“, quasi? Oder die andere Ausprägung: Was, wenn ich ätzend labernde Kerle abwimmeln musste, die sich zu mir an den Tisch gesellen wollten?

Glücklicherweise traf nichts von beidem ein. Im Gegenteil: ich erhielt jeden Morgen meinen (zur Suite passenden) Prinzessinnen-Tisch, wurde äusserst respektvoll und zuvorkommend behandelt und das Frühstücks-Buffet verdiente das Prädikat „Wow“!

Ich liebte es, ausgiebig zu brunchen, um mich dann für den Rest des Tages mit dem Rucksack auf dem Buckel einfach von der Atlantikbrise treiben zu lassen. Oder aber, ich schnallte meine Laufschuhe an, steckte Identitätskarte und einen Notgroschen ein und joggte einfach drauflos. Ohne Ziel und ohne auch nur irgendjemandem Rechenschaft darüber abzuliefern. Ich war frei und das fühlte sich nicht nur okay, sondern verdammt richtig an…

Joggito ergo sum…

Eines Tages joggte ich also wieder der lebhaften Strandpromenade entlang. Vorbei an unzähligen Restaurants und den für Teneriffa so typischen schwarzen Sandstränden. Beschwingt setzte ich einen Fuss vor den anderen, als würde ich auf Watte laufen. Ich nahm eine wunderbare Leichtigkeit in mir wahr und mit jedem Atemzug sog ich noch etwas mehr von dieser kraftspendenden Atlantikluft in mir auf. Ich spürte die vielen bemitleidenden bewundernden Blicke des „faulen“ Strandvolks auf mir. Ich fühlte mich grossartig. Leicht und dennoch vor Energie strotzend – frei nach Descartes: «joggito ergo sum» – ich jogge, also bin ich.

Nach knapp zwölf Kilometern endete die Strandpromenade schliesslich bei Los Christianos. Erst da realisierte ich, wie weit ich schon gelaufen war. Jetzt noch zurück zu meiner Prinzessinnen-Suite und er war geschafft: mein erster Halbmarathon…

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Beeindruckende Flora im Teide-Nationalpark

Kapstadt – Wo zwei Ozeane sich knutschen

Im Anschluss an die Bike-Safari durch Namibia gönnte ich mir noch eine Woche Kapstadt. Es war ein Wiedersehen nach neun Jahren mit der Two-Oceans-Metropole und es fühlte sich an, als ob du eine alte Liebe wiedertriffst 💗 … und jaaaa, es hat erneut gefunkt zwischen uns beiden 😍

Ich wohnte in einem gemütlichen AirBnB-Appartment direkt am Fusse von Kapstadts Wahrzeichen, dem Tafelberg. Natürlich liess ich es mir nicht nehmen, ihn zu besteigen – also den Tafelberg, meine ich (Räusper!). Doch auch sonst erlebte ich am «Kap der Guten Hoffnung» viele magische und unbezahlbare Momente – es sind Momente für die Ewigkeit. Ich trage sie in meinem Herzen.

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/September 2015

Yucatán – Eine Reise zu den Spuren der Maya …und mir selbst

Das Jahr 2015 war ein besonderes Jahr für mich. Warum und weshalb verrate ich hier. Jedenfalls gönnte ich mir zur Feier des Jahres ein paar besondere Highlights. Als erstes gings im März nach Mexiko. Auf die Halbinsel Yucatán, um genau zu sein. Mexiko stand eigentlich nie wirklich auf meiner Bucketlist aber wer hätte diese drollige Sombrero-Dame an der Ferien- und Sportmesse in Zürich denn ernsthaft ablehnen können? Ich jedenfalls konnte es nicht, packte stattdessen bereits wenige Wochen später meinen Koffer und zog los…

Als ich dann an jenem Sonntag Abend zu später Stunde endlich im Hotel Fiesta Americana in Cancún ankam, meinte der Receptionist, dass er eine kleine Überraschung für mich parat hätte. Für den Bruchteil von Sekunden fragte ich mich, wie empfänglich ich – nach der langen Reise – gerade für Überraschungen war. Doch Pedro plapperte unbeirrt drauf los. Allmählich kapierte ich und liess mich jauchzend auf sein Angebot ein. Heiliger Sombrero! Anstelle des gebuchten einfachen Zimmers haben die mir – zu den gleichen Konditionen, wohlverstanden! – ein vollausgestattetes 4-Personen-Appartement anvertraut: rie-sen-gross, zwei Terrassen mit seitlichem Meerblick (wow!), zwei TVs (ich hab nicht mal einen benutzt!), Bügeleisen (öhm…), Sprudelwanne und komplett ausgestatteter Küche… WOW, hier liess es sich leben!
Der Haken an der Geschichte? Es gab keinen. Ausser den hinter der Badezimmertür. Und um den war ich äusserst froh. Wo sonst hätte ich denn bitteschön meinen kuscheligen Bademantel aufhängen sollen? Hachhach, manchmal meint es das Schicksal eben einfach gut mit mir 😉

In den folgenden zwei Wochen unternahm ich einige Touren zu den eindrücklichen Spuren der Maya. Der Zufall wollte es, dass ich ausgerechnet an einem Freitag, der Dreizehnte die mystische Ruinenstätte von Chichén Itzá (siehe Bilder unten) bestaunte.

*sing* … und diese Pyramide, die ich meine nennt sich MAYA, mystisch-zauberhafte Pyramide Maya…

Wenn ich nicht gerade um irgendwelche antiken Steine oder unterirdische Süsswasserlöcher – sogenannte Cenoten – herumkraxelte, strampelte ich ungezählte Kilometer an den endlosen weissen Traumstränden von Cancún und Playa del Carmen ab.

Ich nutzte die Zeit in Mexiko gleichzeitig für eine kritische Selbstreflexion. Egal was ich gerade unternahm, Arbeitsbuch und Notizblock waren stets in meinem Rucksack mit dabei. Ich habe in den zwei Wochen sehr viel über mich selbst gelernt und dabei sogar eine bisher völlig unbeachtete „Pendenz“ aus meiner Jugendzeit aufgedeckt. Etwas, was mich unbewusst, aber massgeblich für mein weiteres Leben geprägt hatte und was ich sogar mir selbst gegenüber jahrelang erfolgreich verheimlicht hatte. Unglaubliche 28 Jahre später ist er schliesslich in Mexiko gefallen, der Groschen! Ich bin dankbar für diesen Augenöffner. Er hat mich vorwärts gebracht und so manches Fragezeichen tief in mir drin in harmlose Punkte, entspannte Gedankenstriche, bewusst eingesetzte Semikolons oder aber überzeugte Ausrufezeichen verwandelt…

Hier noch ein paar Impressionen aus dem Tortilla-Land: CORN to be wild 😉

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Cenote Ik Kil

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CORN to be wild 😉

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Fiesta Mexicana in Mérida

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summ, summ, summ… Mayas in Tulúm

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Desayuno Yucateco

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