Bolivien: Trekking durch den Altiplano

Bolivien ist – wie die Schweiz auch – ein Binnenland. Im Gegensatz zur Schweiz, war dies bei Bolivien allerdings nicht immer so. Bolivien verlor im Zuge des Salpeterkrieges im späten 19. Jahrhundert 400 Kilometer seines Küstengebiets an Chile und damit seinen Zugang zum Pazifik. Es wundert daher nicht, dass die Bolivianer nicht sonderlich gut auf die Chilenen zu sprechen sind. 

Bolivien ist eines der ärmsten Länder Südamerikas und dies, obschon es über das drittgrösste Erdgasvorkommen des Kontinents verfügt. Chile seinerseits könnte einen verlässlichen Erdgaslieferanten gut gebrauchen. Der gegenwärtige bolivianische Präsident Evo Morales verfolgt bezüglich des westlichen Nachbarn denn auch eine klare Gib-mir-Küste-und-ich-gebe-dir-Gas-Politik. Doch Chile lässt sich nicht auf diesen Deal ein. 

Just an dieser umstrittenen Ecke passierte unser friedvolles Trekking-Grüppchen schliesslich die Grenze zu Bolivien. 

Die Reise im Überblick

Ich habe drüben bei GoogleMaps die wichtigsten Stationen und Highlights der gesamten Trekking-Tour erfasst. Dieser Blogpost beschränkt sich auf den Bolivien-Teil und schliesst damit nahtlos an den Chile-Teil an.

¡Adiós Chile, hola Bolivia!

Nachdem wir tags zuvor zum krönenden Abschluss des Atacama-Trekkings den Gipfel des Cerro Toco auf sage und schreibe 5’616 Metern über Meer erklommen hatten (mehr dazu hier), hiess es nun Abschied zu nehmen. Abschied von der imposanten Atacama-Wüste, Abschied von Chile und damit auch Abschied von unserer chilenischen Crew.

Es erfolgte ein fliegender Wechsel direkt am Grenzposten. Vom chilenischen Kleinbus, in dem jedes Gruppenmitglied einen Doppelsitz bequem für sich alleine beanspruchen konnte, galt es nun näher zusammenzurücken und uns auf die bereitstehenden Allradfahrzeuge aufzuteilen. 

Unsere Reisetaschen stehen vor den 4WDs zum Verladen bereit.
Es kann nicht schaden, seine Tasche am Verladeposten in eine gute Ausgangsposition zu bringen 😉

Team Theo 👭👭 und die Wüsten des Altiplanos

Zusammen mit drei anderen alleinreisenden Mädels platzierte ich mich im Wagen von Theo. Es war eine phantastische Wahl, wie sich bald herausstellen sollte. Es folgten drei herrlich unkomplizierte, kurzweilige Tage in denen uns Theo galant durch die Wüsten Salvador Dalí und Siloli kutschierte, während wir auf der Rückbank vergnügt quietschend über Gott, die Welt und mehr plauderten. Ein Hoch auf „Team Theo“!!! Danke, Mädels, ihr ward Spitze! 😍😂

Bald fiel uns auf, dass Theos Auto kein GPS hatte. Wir gingen in der logischen Konsequenz davon aus, dass der vorderste Wagen des Konvois mit einem entsprechenden Instrument ausgestattet war. Doch Theo verneinte. Man orientiere sich hier einzig und allein am Horizont. Wow!

Der Weg ist das Ziel…

Theos Landcruiser war das Montagsauto des Konvois. Der Wagen kränkelte und musste während der Tour mitten in der Wüste mehrmals überbrückt oder improvisiert repariert werden. Sogar ein Ausbau der Batterie war mit dabei.

Auto-Reparatur in der Wüste
Theos Auto musste auf der Tour mehrmals improvisiert repariert werden. (Foto: A. Arnold)

Ich bewunderte die mechanischen Fähigkeiten und das Improvisationsgeschick der bolivianischen Jungs. Man hätte fast den Verdacht schöpfen können, dass es nicht das erste Mal war, dass sie sich solcher Tricks bedienen mussten 🤔

Das Auto wird in der Wüste aufgetankt.

So geht Tanken in der Wüste 😉 (Foto: E. Arnold)

Die Lagunen des Altiplanos: Same same but different…

Der Weg führte von einer Lagune zur nächsten: Laguna Verde, Laguna Blanca, Laguna Colorada und wie sie alle hiessen. Jede ist schön und auf ihre Weise einzigartig. Immer wieder unternahmen wir in dieser wundervollen Gegend des Altiplanos kleine Wanderungen.

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(Foto: E. Arnold)
Wanderung Altiplano
(Foto: N. Horni)

Wir befanden uns stets auf rund 4’000 Metern über Meer und gelangten selbst bei flachen Etappen ausser Atem. Und wenn uns nicht die dünne Luft den Atem raubte, dann diese unglaublich farbenprächtigen Lagunenlandschaften.

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Die rote Färbung ist einer speziellen Algenart zu verdanken, die sich bei tiefem Wasserstand besonders üppig ausbreitet. In diesen roten Algen tummeln sich Millionen von kleinen Krebsen, die ebenfalls dieses Karotinoid, diesen rot färbenden Stoff enthalten. Und nun ratet mal, warum die Flamingos, die sich in der Lagune zu Hauf versammeln ausgerechnet einen rötlichen Teint haben? Wie heisst es doch so treffend: man ist, was man isst. 

Flamingos
Flamingos an der Laguna Colorada (Foto: N. Horni)

Leider hatten wir bei den Thermalquellen „Termas de Polques“ unsere Badehose nicht griffbereit, weshalb wir die Planscherei hier verpassten. Ein Grund mehr, später in diesem Leben nochmals hier vorbei zu schauen. 

Termas de Polques
Termas de Polques.

Geysir Sol de Mañana 🌋

Schliesslich erreichten wir den Geysir Sol de Mañana (Morgensonne).  Nach dem eindrücklichen Erlebnis bei den Geysiren des El Tatio vor ein paar Tagen (mehr dazu hier) hatten wir nun eine konkrete Vorstellung was uns in einem Geysirfeld erwarten könnte. Und siehe da: auch hier blubberte und dampfte es überall aus dem Erdboden. Und trotzdem war es komplett anders – same same but different. 

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Es war ein intensiver Tag. Der „Arbol de Piedra“ war die letzte Station auf unserer Tages-Todo-Liste.   

Arbol de Piedra (Baum aus Stein)
Arbol de Piedra (Baum aus Stein)

Es sei nun nicht mehr weit bis zum Hotel, hiess es. Irgendwie konnte ich noch gar nicht glauben, dass wir überhaupt jemals wieder auf Zivilisation treffen würden. Doch dann tauchte plötzlich – aus dem Nichts – das Tayka del Desierto auf. Eine Oase mitten in der Wüste, auf 4’600 Metern über Meer. 

Tayka del Desierto
Das Hotel Tayka del Desierto mitten in der Wüste auf 4’600 Metern über Meer

Der Sternenhimmel hier draussen, fernab von jeglicher städtischer Lichtverschmutzung, ist schlicht grandios. Das Tayka del Desierto ist insofern also nicht etwa ein drei- oder vier-, sondern ein Millionen-Stern-Hotel. 

Es war die höchst gelegene Übernachtung auf der ganzen Tour und in meinem ganzen bisherigen Leben. Wir reden hier – notabene – vom Höhenniveau des Matterhorns.

Tayka del desiertoBlick aus dem Zimmerfenster des Hotels Tayka del desierto.

Ich war gespannt, wie es sich anfühlen würde, auf dieser Höhe zu schlafen. Und ja, es fühlte sich an. Und wie, herrje! Die ganze Nacht über plagte mich ein starker stechender Kopfschmerz. An Schlaf war kaum zu denken. Besonders heftig war der Schmerz, wenn ich mich in meinem Bett von einer Seite auf die andere drehte. Also beschloss ich, mich möglichst nicht zu bewegen, was eine Verkrampfung der gesamten Schulter- und Nackenmuskulatur zur Folge hatte. Aber genug gejammert! Es war eine wahnsinnig eindrückliche Erfahrung, die ich nicht missen möchte. 

Salar de Uyuni –– Dreaming for a White Xmas 🎄

Mein persönliches Highlight der Reise war der Salar de Uyuni. Mit einer Fläche von sagenhaften 10’000 Quadratkilometern (dies entspricht einem Viertel der Fläche der Schweiz) ist er der grösste Salzsee der Welt. 

Im Salar wird das weltweit grösste Lithium-Vorkommen vermutet. Aus Lithiumkarbonat lassen sich besonders leistungsstarke Batterien herstellen, die beispielsweise in Elektroautos eingesetzt werden. Damit hat der Rohstoff insbesondere in der Automobilindustrie ein enormes Potenzial und wird daher auch „weisses Öl“ oder „weisses Gold“ genannt. Bolivien, allen voran Evo Morales, erhofft sich durch den Abbau von Lithium den ersten nachhaltigen Aufschwung für sein Land und erklärte den Rohstoff zur strategischen Ressource. Welche Konsequenzen der gross angelegte Lithium-Abbau auf die einzigartige Salzwüste haben wird, lässt sich heute nur erahnen.  

Mitten im See befindet sich die Insel „Inca Huasi“. Markenzeichen der Insel sind ihre riesigen Kakteen. Es sind vier, fünf, sechs und sogar über acht Meter hohe Giganten. Ein Kaktus wächst pro Jahr nur gerade 1 Zentimeter. Die stacheligen Kumpels hier haben also bereits Jahrhunderte auf dem Buckel. WAHNSINN!!!

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Was für ein Prachtsding! Und der Kaktus ist auch nicht ohne, ey…

Positiv überrascht hat mich, wie locker man sich auf dem See und auf der Insel bewegen konnte. Aus anderen Destinationen ist man sich ja gewohnt, als Tourist an jeder Ecke in die Schranken gewiesen zu werden, aber hier am Salar de Uyuni war alles herrlich entspannt. 

Salar de Uyuni
Unsere 4WDs mitten im Salar de Uyuni

Während wir die Insel erkundeten, bereitete unsere Crew den Lunch zu. Angekündigt wurde ein „Picknick auf dem Salar“. Na ja, ein ziemlich vornehmes Picknick, finde ich 😂

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Die gammligen Plastikstühle und Tische wurden kurzerhand mit schicken Stoffen überzogen. Das Leben kann so einfach sein.  

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Zum krönenden Abschluss des tollen Tages in der Salzwüste stand uns eine Übernachtung in einem Salzhotel bevor. Salz war hier das überwiegende Material der Bausubstanz und die Gänge waren nicht etwa mit Steinplatten oder Teppich belegt, sondern mit Zentimeter dickem Salz-Kies. Für einmal waren Rollkoffer-Piloten klar im Nachteil und der Gepäckjunge wurde hier nur allzu gerne in Anspruch genommen. Für den Gang zur Lobby oder dem Restaurant mussten Flipflops für einmal den währschaften Wanderstiefeln weichen. 

Salzhotel
Nicht nur der Boden, auch die Couches sind hier übrigens aus Salz.

Potosí: einst die grösste Stadt der Welt

Nach der überwältigenden Zeit in der Salzwüste am Salar de Uyuni nahmen wir Kurs auf Potosí. Die Silberminenstadt war im 17. Jahrhundert die grösste und reichste Stadt der Welt. Das ist lange her, sehr lange. Das Leben wird hier auch heute noch von den Minen am Cerro Rico, dem „reichen Berg“, geprägt, aber die Umstände haben sich dramatisch verändert. Nichts ist hier mehr, wie es mal war.
Wir blieben eine Nacht in Potosí und nahmen am nächsten Tag Sucre, die Hauptstadt Boliviens ins Visier.  

Spieglein, Spieglein an der Wand… 

… wer ist die Schönste im ganzen Land? fragte Potosí und der Spiegel antwortete:“du warst lange Zeit die Schönste und Reichste, aber heute ist Schneewittchen, über den sieben Bergen bei den sieben Zwergen (Anmerkung: die Bolivianer sind aber auch klein, ey!) tausendmal schöner als du.
Ich mochte das zauberhaft weisse Schneewittchen (auch bekannt unter dem etwas phantasielosen Namen „Sucre“) auf Anhieb ❤️

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Titicacasee

Von Sucre ging es schliesslich per Inlandflug nach El Alto und von dort weiter zum berühmten Titicacasee, dem höchst gelegenen schiffbaren See der Welt. Es wäre keine Trekking-Reise, wenn wir hier nicht durch diese malerische Kulisse gelatscht wären. 

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Fast wie am Titisee im Schwarzwald 😉

Die quirlige Rosemarie war an dem Tag unser lokaler Tour-Guide. Mit viel Charme und Humor führte sie uns über Stock und Stein und erzählte uns viel über Land und Leute und das Leben am Titicacasee. Mich persönlich beeindruckten ja Rosemaries Wanderschuhe am meisten 👠 😂

Seilbahn-Paradies La Paz 

Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass es in der Stadt La Paz Seilbahnen geben soll, hatte mir aber keine Mühe gemacht, weitere Hintergründe dazu in Erfahrung zu bringen. Hand auf’s Herz: wenn uns Schweizern nach Luftseilbahn fahren zumute ist, brauchen wir dafür nicht um die halbe Welt zu reisen. Entsprechend erwartungslos traf ich in La Paz ein. Doch letztlich war es genau dieses grandiose Seilbahn-Netz, das mich hier am allermeisten beeindruckte. Als öffentliches Verkehrsmittel verbindet es das dicht bebaute La Paz mit der Industriestadt El Alto, wo sich auch der Flughafen befindet. 

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Die erste Linie wurde im Mai 2014 in Betrieb genommen. Im Jahre 2020 soll das Seilbahnnetz mit über 30 Kilometern abgeschlossen sein.
Das zukunftsträchtige Projekt trägt ganz klar die Handschrift von Evo Morales. Als Bauherr wurde die österreichische Firma Doppelmayr verpflichtet. Die Gondeln stammen – zumindest teilweise – aus der Schweiz. Wer hat’s erfunden? 😉 

¡Hasta luego, Altiplano! 

In La Paz endete unsere zweiwöchige Trekking-Tour durch den Altiplano. Von nun an ging es abwärts. Von La Paz auf rund 4’000 Metern führte mich meine Heimreise in einer ersten Etappe nach Lima (Peru) auf gut 100 Metern.

In Lima erlebte ich übrigens einen äusserst amüsanten Zwischenstopp: Mein Stop-Over bei den Schönen und Reichen in Lima Viel Spass bei der Lektüre! 

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Atacama-Trekking: dünne Luft, fette Panoramen

Eines gleich vorweg: der Adrenalinkick, den mir meine pannenreiche Anreise zum Flughafen Zürich beschert hatte, wurde während der gesamten Trekking-Tour in den Anden nicht mehr getoppt.

Just in dem Moment, als ich den letzten Task auf meiner Abreise-Checkliste abgehakt hatte, erreichte mich an jenem Nachmittag nämlich die Nachricht über eine Störung im Schweizer Schienenverkehr. Es müsse mit Zugausfällen und Verspätungen gerechnet werden, hiess es. Da ich sowieso startklar war, entschied ich, bereits ein knappes Stündchen früher als vorgesehen, zum Flughafen aufzubrechen. Als ich die Menschenmassen und das wirre Treiben auf dem Bahnhof erblickte, wusste ich, dass die Entscheidung klug war.

Normalerweise  dauert die Fahrt zum Flughafen vierzig Minuten. Doch diesmal hatte ich es in vierzig Minuten gerade mal bis ins Epizentrum des totalen Kollaps geschafft – mitten drin, statt nur dabei, ey! Nach dramatischen über 2,5 Stunden, in denen ich viel Kampfgeist und Improvisationstalent bewies, erreichte ich das Checkin gerade mal zehn Minuten vor dessen Schliessung. Das war knapp, puhh.

Die restlichen knapp 12’000 km meiner Reise nach Santiago de Chile verliefen – im Vergleich zu diesen ersten 40 km – dann glücklicherweise herrlich entspannt.

Die Reise im Überblick

Ich habe drüben bei GoogleMaps die wichtigsten Stationen und Highlights des gesamten Trips erfasst. In diesem ersten Blogpost beschränke ich mich auf den Chile-Teil. Im nächsten Bericht knöpfe ich mir Bolivien vor.

Ausgangs- und Besammlungspunkt für die Tour war Santiago de Chile. Dort traf ich auf die restlichen 14 Gruppenmitglieder.

Bereits am nächsten Tag verliessen wir die Hauptstadt Chiles und flogen nach Calama im nördlichen Drittel des über 4000 km langen Landes.

Eine schöne Wüste 🏜️

Die Überschrift hört sich im ersten Moment vielleicht nach einem Widerspruch an. Kann denn eine Wüste schön sein? Oh ja, sie kann!

Salar de Talar, Atacama
Salar de Talar, einer der Salzseen in der Atacama-Wüste

Seit vielen, vielen Jahren faszinieren mich Wüstenlandschaften. Nach dem Outback, der Namib, der Kalahari, der Karoo und wie sie alle hiessen, konnte ich es kaum erwarten, endlich die Atacama, die trockenste Wüste der Welt, zu erkunden. An gewissen Orten ist hier bereits seit Jahrzehnten kein Regen mehr gefallen. Sogar im Death Valley fällt fünfzig Mal mehr Regen. Im Westen verhindert der Humboldtstrom an der Pazifikküste die Bildung von Regenwolken und im Osten/Nordosten schafft es die feuchte Luft aus dem Amazonasbecken partout nicht über die Andenkette. Na ja, ein bisschen in Schutz nehmen muss ich die feuchte Luft jetzt schon. Es ist tatsächlich nicht ganz einfach, auf, geschweige denn über diese Fünf- und Sechstausender zu kommen, wie ich noch am eigenen Leib erfahren sollte – aber dazu dann später.

Valle de la Luna 🌙

Nach dem Bezug unseres Hotels in San Pedro, der Wüsten-Hauptstadt, ging es direkt ins Valle de la Luna weiter. Hier stand uns am späteren Nachmittag eine Wanderung durch die bizarre Mondlandschaft bevor.

Natürlich waren wir hier nicht die einzigen wanderlustigen Geschöpfe:

Wanderer im Valle de la luna, Atacama
Das Wandern durch das Valle de la Luna war nicht nur unser einer Lust…

Zur Abenddämmerung greift Mutter Natur hier besonders tief in die Trickkiste und zaubert ein herrliches Farbenspektakel ins Tal. Während wir diese einmalige Stimmung ehrfürchtig in uns aufsogen, überraschten uns unsere Guides mit einem tollen Sundowner-Apéro.

Sundowner im Valle de la Luna, Atacama
Farbenprächtige Abendstimmung im Valle de la Luna, Atacama

Salzseen und Lagunen

Die ersten drei Tage in der Atacama dienten der Akklimatisierung und so beschnupperten wir die liebliche, andinische Hügellandschaft bei San Pedro von angenehmem Säntis-Niveau aus. Als gebürtige Ostschweizerin kommt mir zum Höhen-Niveau um die 2’500 Meter spontan der Säntis in den Sinn – ich bitte um Nachsicht!

Im Zuge diverser Ausflüge stiessen wir tagsüber immer mal wieder in höhere Gefilde vor und unternahmen hier jeweils kurze Wanderungen. Es ist wichtig, den Körper langsam und häppchenweise an die Höhe zu gewöhnen. „Hoch steigen, tief schlafen“, raten die Experten von Bergwelten.

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Mal Hand aufs Herz, wenn von Sechstausendern die Rede ist, bäumen sich einem vor dem geistigen Auge doch gleich mal gigangtische Felssäulen auf, oder etwa nicht? Ich jedenfalls konnte es gar nicht richtig glauben, dass diese lieblichen Hügelchen tatsächlich die Anden sein sollten. Wenn man dann aber bedenkt, dass man sich beim Betrachten der Hügelchen selbst auf einer stolzen Höhe befindet, relativiert sich das Ganze natürlich.

Toller Blick auf den Salar de Talar - und ein paar nette Gruppen-Gspänli :-)
Toller Blick auf den Salar de Talar, einige Fünf-oder Sechstausender und ein paar nette Gruppen-Gspänli, die sich hier gerade von ihrer besten Seite zeigen 🙂

Fast wie bei uns im Jura… 🙂

Die Geysire des El Tatio 🌋

Am nächsten Tag brachen wir bereits um 5.00 Uhr auf zu den Geysiren des El Tatio auf knapp 4’500 Metern. Es ist das höchst gelegene Geysirefeld der Welt.

Das Thermometer zeigte bei unserer Ankunft unglaubliche minus 13 Grad an, entsprechend warm hatten wir uns für diese morgendliche Exkursion eingepackt. Wer das Fontänen-Spektakel am El Tatio sehen möchte, muss unbedingt vor Sonnenaufgang vor Ort sein. Erstens ist das Naturschauspiel mit den ersten Sonnenstrahlen am eindrücklichsten und zweitens ist der Spuk mit zunehmender Temperatur dann rasch vorbei.

Die Szenerie am El Tatio ist faszinierend. Überall blubbert und dampft es aus dem Erdboden und es liegt ein beissender Schwefelgeruch in der Luft. In mir wurden sofort Erinnerungen an den gigantischen Yellowstone-Nationalpark, an die Kanaren und last but not least an Island wach. Im Gegensatz zu jenen Destinationen blubbert es im Geysirefeld von El Tatio, aufgrund der exklusiven Höhenlage, jedoch bereits ab ca 85 Grad Celsius und nicht erst bei 100 Grad.

Mit dem Anstieg der Temperatur ziehen sich die Geysire wieder in ihre Löcher zurück und blubbern entspannt dem nächsten Morgen entgegen.

Die Geysire verstummten, dafür knurrten nun unsere Mägen. Im Nu hatte unsere Crew ein reichhaltiges Frühstücksbuffet herbeigezaubert. Ein tolles Erlebnis, mitten in dieser einzigartigen Kulisse und mit dem wundervollen Geruch von faulen Eiern in der Nase feudal zu brunchen. (Ironie beiseite: es war wirklich toll! 😀)

Eigentlich hätte sich hier jeder sein Frühstücks-Ei selbst bis zur gewünschten Härte zubereiten können. Kochendes Wasser hätte es ja genügend. Allerdings bezweifle ich, ob rohe Eier den Transport auf der holprigen Zufahrtspiste am frühen Morgen überlebt hätten.

Je dünner die Luft, desto fetter das Panorama

Am vierten und letzten Tag in der Atacama-Wüste stand uns schliesslich noch die Königsdisziplin bevor: die Besteigung des Cerro Toco, dessen Gipfel sich auf sagenhaften 5’616 Metern über Meer befindet. Wir starteten unsere Wanderung auf ca. 5’000 Metern.

Solange ich im Auto sass, merkte ich rein gar nichts von der Höhe. Doch mit der ersten hastigen Bewegung beim Verlassen des Autos war mein innerer Schiedsrichter sofort zur Stelle. „Foul!“, schrie er. Dann zückte er mit einem süffisanten Grinsen die gelbe Karte aus seiner Brusttasche und verwarnte mich gleich mal mit einem kurzen aber heftigen Stich durch die gesamte Schädeldecke – autsch! 

Nach dieser ersten, schmerzhaften Lektion, ging ich alles weitere dann automatisch einen Tick langsamer an und setzte achtsam – stets in Kontakt mit meinem inneren Schiedsrichter – einen Fuss vor den anderen.

Ich halte hier an Position 5 tapfer mit…  (Foto: F. Fischer)

Pausen sind wichtig und der Orangensaft aus der Lunch-Box wird zum willkommenen Zuckerlieferant. Primär aus Interesse und weniger aus akutem Anlass, liessen wir hier auch unseren persönlichen Sauerstoffwert bestimmen.

«Der Sauerstoffgehalt in der Luft beträgt in jeder Höhe 21%. Durch abnehmenden Luftdruck steht dem Körper auf über 8.000 m aber nur noch ein Drittel des Sauerstoffs auf Meereshöhe zur Verfügung. Das erklärt, warum die allermeisten Höhenbergsteiger auf künstlichen Sauerstoff zurückgreifen.»

(Quelle: Bergwelten.com)

Ich fand die Erfahrung, wie mein eigener Körper (und mein innerer Schiedsrichter) sich mit diesen ungewöhnlichen Gegebenheiten arrangierte, extrem spannend. Und, wie soll ich sagen, wir waren ein verdammt starkes Team: mein Körper, der Schiedsrichter und ich. Und ja, natürlich schwang eine grosse Portion Dankbarkeit mit, als ich oben auf dem Gipfel des Cerro Toco – auf sage und schreibe 5’616 Metern über Meer – die Hände zum Himmel warf und ein stolzes ¡Caramba! in die dünne Andenluft schrie.

Ich winke hier von 5616 Metern über Meer.
GESCHAFFT!!! Ich winke hier von 5616 Metern über Meer.

Das Panorama vom Gipfel des Cerro Toco ist atemberaubend schön.

Die Luft ist dünn, dafür das Panorama umso fetter!

Nach diesem Höhenflug ging es zurück nach San Pedro und damit buchstäblich nur noch bergab – bis Säntis-Niveau eben 😉

Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung. Ich nutzte die Zeit für einen Spaziergang durch die staubigen Gassen San Pedros.

Am nächsten Morgen hiess es bereits Abschied nehmen von der wundervollen Atacama-Wüste. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich hier nicht zum letzten Mal war…

Mein uneingeschränktes Fazit zur Atacama-Wüste:

Oh ja, das ATACAMA schon so machen,
aber dann bleibt es halt
auf immer und ewig im Herzen! ❤️

P.S. während ihr diese Zeile lest, versammeln sich in meinem Kopf bereits die Puzzle-Teile für die Fortsetzung dieser Blogserie. In diesem Sinne: dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich – wir lesen uns drüben in Bolivien!

P.P.S. als Überbrückung kann ich diese Anekdote aus Lima offerieren 🤠

¡Hasta luego, amigos! 🙂

Roadtrip durch das südliche Afrika

56 Tage, 9’000 Kilometer, 1000 Liter Diesel, null Pannen, ungezählte Wow-Momente und drei Kilo mehr auf der Waage – das ist das Fazit des Roadtrips durch das südliche Afrika in Zahlen.
Nach der Stippvisite zu den Victoriafällen in Simbabwe, einer 9-tägigen Tour durch das nördliche Botswana und einer grosszügigen Verschnaufpause im wundervollen Kapstadt (Artikel dazu folgt, versprochen) bildete er den vierten, letzten und zugleich mächtigsten Teil unserer Abenteuerreise durch das südliche Afrika.

Ready? Na dann mal los…

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My home is my CARstle

Das Wichtigste für einen Roadtrip ist natürlich ein vernünftiges Auto. Meine Freundin Nina und ich hatten unseren Camper, einen Toyota Hilux, bereits vor einigen Monaten gebucht und waren – um das Fazit gleich vorwegzunehmen – rundum zufrieden mit unserem «Guschti».

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Unser Toyota Hilux, aka «Guschti»: Ein tapferes und absolut zuverlässiges Kerlchen.

Die Camping-Ausführung des Toyota Hilux ist wahlweise mit einem oder zwei Dachzelten zu haben. Wir hatten uns für die Variante Doppeldecker entschieden, obschon uns einige Personen im Vorfeld davon abgeraten hatten. Es sei viel zu aufwändig, täglich zwei Zelte auf- und auch wieder abzubauen. Ausserdem würden sich andere Camping-Enthusiasten das Vehikel zu viert teilen. Nun, wir sind nicht andere und sahen in dem Modell durchaus Vorteile zugunsten unserer Privatsphären. Immerhin verbringt man auf so einer Reise schon sehr viel Zeit miteinander, da sind selbst die kleinsten Rückzugsoasen wertvoll.

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Mein Haus, mein Auto, mein alles…

In der Tat entpuppten sich die warnenden Voten im Vorfeld als haltlos. Im Nu waren die Zelte jeweils aufgebaut und in zwei bis höchstens drei Nus wieder zusammengeklappt und für die Weiterreise verstaut. Die Aufwand/Nutzen-Bilanz stimmte für uns jedenfalls perfekt.

Verkehrsregeln

Als wesentlich kniffliger erwies sich das Steuern eines Rechtslenkers (Guschti war ein solcher Rechstlenker) und – damit verbunden –  das Fahren auf der linken Fahrbahn. So oft, wie wir insbesondere in den ersten paar Tagen den Scheibenwischer betätigt haben, hat es jedenfalls die ganzen acht Wochen des Roadtrips nicht geregnet 🤦‍♀️ (Anmerkung: bei rechtsgesteuerten Autos befindet sich der Scheibenwischer links vom Steuer, dort, wo bei uns der Blinker angebracht ist…)
Für uns Europäer ungewohnt sind ausserdem die sogenannten „Four-Way-Stops“, also Kreuzungen, bei denen an allen vier einmündenden Strassen ein Stoppschild angebracht ist. Derjenige, der zuerst da war, darf auch als Erster weiterfahren. Im Zweifelsfall stimmt man sich einfach per Handzeichen ab – sympathisch, irgendwie. Auch diese Eigenheit hatten wir nach ein paar Praxisstunden im südafrikanischen Strassenverkehr bald intus.

Und hey! am Zebrastreifen hält man gefälligst an. Dafür braucht es nicht einmal ein Regelwerk, das ist Ehrensache! 😎

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Der Roadtrip im Überblick

Ich habe drüben auf GoogleMaps die Stationen unseres Roadtrips erfasst (violett = Übernachtungen).

Nachfolgend eine Zusammenfassung zu den wichtigsten Highlights.

The Winelands

Unsere Einrolltour führte uns am ersten Tag zu den Spuren der Hugenotten ins idyllische und weltweit bekannte Weinanbaugebiet Südafrikas. Hier deckten wir uns für die weitere Reise mit einigen leckeren Tropfen ein🍷😋Wir blieben dann auch gleich für zwei Nächte in dieser malerischen Gegend, denn hey! drink OR drive 😇

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Indian Summer Idylle in den Winelands, Western Cape

Anschliessend ging es weiter Richtung Garden Route mit einem – meiner Meinung nach – obligaten Abstecher in die Kleine Karoo zur Straussen-und Meerkat-Metropole Oudtshoorn.

Oudtshoorn

In die wundervolle Landschaft der Kleinen Karoo hatte ich mich bereits bei meinem letzten Roadtrip vor elf Jahren verliebt. Und auch dieses Mal konnte ich mich gar nicht richtig sattsehen an dieser malerischen Szenerie.

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Liebliche Hügellandschaft und tolle Farben – ich mag sie, die kleine Karoo

Der Besuch einer Straussenfarm ist lehrreich und amüsant zugleich.

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Follow me, please! 😉

Ebenfalls empfehlenswert in Oudtshoorn ist eine Meerkat Safari zu früher Morgenstunde.

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Jööö-Effekt garantiert: Meerkats (Erdmännchen) sind süsse Zeitgenossen.

Safari im Addo Elephant Park

Zurück am Indischen Ozean haben uns die stürmischen Wetterbedingungen schliesslich dazu bewogen, die Küste nach der Garden Route bei Port Elizabeth zu verlassen und uns landeinwärts zu bewegen. Der Addo Elephant Park bot sich da geradezu perfekt als nächstes Etappenziel an.
Ich möchte euch an dieser Stelle ein paar rELEFANTe Impressionen nicht vorenthalten:

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Rechtsvortritt interessiert auf einer Safari keinen so richtig.

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Auch die drolligen Warzenscheine wissen sich in Szene zu rücken 😉

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Immer sonntags wird gebadet.

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Auf dem Weg ins MuKi-Turnen.

Lesotho

Die Reise führte uns weiter nordwärts und schliesslich ins Königreich Lesotho. Lesotho (übrigens Lisutu ausgesprochen) wird nicht vergeblich „The Kingdom in the Sky“ genannt. Der im Navigationsgerät integrierte Höhenmesser hatte jedenfalls allerhand zu tun und zeigte Höhen zwischen 1500 und 3200 Metern über Meer an – eine Amplitude, die mehrmals pro Tag rauf und runter gespielt wurde. In Lesotho war daher insbesondere unsere Kurvenfahrtechnik gefragt (Notiz an mich: uuuunbedingt einen Artikel zu Lesotho tippsen!)

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Das höchste Restaurant Afrikas befindet sich auf 3200 MüM

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Geduldigt schlängelten wir uns durch die irrsinnig imposante Berglandschaft Lesothos

Man weiss in Lesotho nie so genau, was einem hinter der nächsten Kurve erwartet. Ein Schlagloch vielleicht? Oder ein Stück Fels mitten auf der Strasse? Oder eine von hunderten Schaf- oder Ziegenherden? Oder….

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Edelmann trifft Eselmann 😂

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Einfach schön…

Ursprünglich hatten wir geplant, Lesotho im Süden via den Sanipass zu verlassen. Der Sanipass wird in unseren Reiseführern als steil und sehr kurvenreich beschrieben. Im Ski-Resort (kein Scherz!) Afriski, der letzten Übernachtungsstation vor dem Sanipass, erfuhren wir von ortskundigen Menschen, dass der Sani keineswegs steiler und kurvenreicher sei als all die anderen Pässe Lesothos, die wir ja bereits hinter uns hatten. Ausserdem sei die Strasse bis zur Passhöhe geteert und in sehr gutem Zustand. Einzig der Weg talwärts sei etwas kniffliger, weil sich zu beachtlichem Gefälle und Kurvenreichtum ein weiterer Komplexitätsfaktor dazugeselle: ein neuer Strassenbelag, bzw. eben kein Belag. Schotter. Wir sollten einfach den ersten Gang einlegen und uns mit viel Geduld Kurve um Kurve hinunterschlängeln, dann sei auch das easy, meinten die Jungs.
Im Vorfeld hörten und lasen wir unterschiedliche Meinungen über den Zustand des Sanipass. Etwas Restbammel in der Magengegend liess sich daher trotz der praxisorientierten Insider-Tipps nicht abstreiten.
Wir interpretierten es schliesslich als einen Wink des Schicksals, als es just am nächsten Morgen zu regnen begann und die Wetteraussichten weiter südlich keine Besserung versprachen. Wir entschieden uns daher, das lieblich-bizarre Lesotho statt über den verregneten Sanipass im sonnigen Nordosten zu verlassen und damit neu auch den nördlichen Teil der Drakensberge auf unserer Reise anzusteuern.

Wanderparadies Drakensberge

Mit den Drakensberge wartete ein tolles Wander-Mekka auf uns. Hier machte der Roadtrip erst mal Pause und es ging zu Fuss weiter.

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In den malerischen Drakensberge ging es erst einmal zu Fuss weiter 😉

Safari durch den Hluhluwe-iMfolozi Nationalpark

Nach ein paar prächtigen Wandertagen in den Drakensberge hiess es schliesslich weiterzuziehen. Nina und ich steckten also einmal mehr unsere Köpfe über der Strassenkarte und den Reiseführern zusammen und hielten Ausschau nach der nächsten Übernachtungsstation. Bald fiel uns der Hluhluwe-iMfolozi Park im KwaZulu-Natal auf. Kurzerhand spreizte ich meine Finger auf der Karte um die Distanz zu messen. „Keine 300 km, das schaffen wir locker!“, resümierte ich salopp. Also riefen wir zwecks Reservation (in Nationalparks empfiehlt es sich, Unterkünfte vorab zu reservieren) im Hilltop-Camp an. Als ich erwähnte, dass wir von Giants Castle anreisen würden, zögerte die sympathische Stimme am anderen Ende der Leitung kurz, um mich dann freundlich darauf hinzuweisen, dass die Rezeption um 18.00 Uhr schliesse. „No problem!“, quietschte ich und fügte hinzu, dass wir voraussichtlich bereits am frühen Nachmittag  eintreffen würden.
Als wir am nächsten Vormittag gemütlich unseren Guschti startklar machten und unser Navi programmierten, staunten wir nicht schlecht, als dieses die zurückzulegende Distanz nicht etwa auf knapp 300, sondern auf fast 500 Kilometer und sechs Stunden reine Fahrzeit errechnete. Mathe war übrigens noch nie meine Stärke, herrje! 🙄
Und als ob uns dieser Lapsus nicht schon genug Action eingebracht hätte, hatte auch unser Navi noch einen Aussetzer an dem Tag und lotste uns auf den letzten zehn Kilometern – nachdem wir bereits 470 km in den Rädern hatten, wohlverstanden – auf eine üüüüble Offroad-Piste. Absolut unnötig, wie sich am nächsten Tag herausstellte, denn die geteerte Hauptstrasse hätte uns direkt ans Camp geführt. Wie dem auch sei: in diesem Tag steckte nun wirklich der Wurm drin. Wir erreichten die Rezeption des Hilltop-Camps schliesslich gerade mal ein halbes Stündchen vor Schliessung – das war knapp! 😜

Der Hluhluwe (ausgesprochen: Schluschlue) wird als „kleiner Bruder“ des Krüger Nationalparks gehandelt und besticht insbesondere durch seinen stolzen Bestand an Nashörnern. Das traf sich gut, denn das Nashorn fehlte bisher noch in unserer Big-Five-Sammlung.

Übrigens: Wie nennt man ein rennendes Nashorn?

Nasigorenn 😂

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Die Chancen, Nashörner zu sehen stehen gut im Hluhluwe-Nationalpark.

Doch auch andere typische Safari-Protagonisten trifft man in diesem hügeligen Park an.

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Wohin des Weges?

Und manchmal lohnt sich sogar der Blick zurück.

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Manchmal lohnt sich ein Blick zurück.

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Ihr seht die Giraffen doch auch, oder? 😊 Walking-Safari im Hluhluwe

Swasiland

Nach einem kurzen Abstecher nach St. Lucia nahmen wir schliesslich Kurs auf Swasiland, einem weiteren kleinen Königreich im südlichen Afrika. Im Gegensatz zum wilden, wenig erschlossenen Lesotho sticht Swasiland durch eine gewisse Eleganz hervor.

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Switzerland  🇨🇭 meets Swaziland 🇸🇿

Der König von Swasiland, Mswati III, feierte Mitte April seinen fünfzigsten Geburtstag. Alle paar Meter machen Plakate am Strassenrand auf dieses spezielle Ereignis aufmerksam.  Gerne hätten auch Nina und ich dem König persönlich unsere Glückwünsche überbracht, doch am Tor zur königlichen Residenz war leider Endstation für uns.

Dann eben doch Plan B: 💋 🐸 👑

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Anlässlich des fünfzigsten Geburtstags von König Mswati III sind die Strassen mit Plakaten des Königs  geschmückt.

Safari durch den Krüger Nationalpark

Ein Katzensprung nach Swasiland erreicht man bereits das Südtor, das Malelane Gate,  des legendären Krüger Nationalparks. In vier wundervollen Tagen arbeiteten wir uns von Camp zu Camp durch. Die meisten Camps bieten einen einzigartigen Ausblick auf entweder ein Wasserloch, einen Fluss oder die Steppe. Es lohnt sich daher, einige von ihnen anzusteuern und einen Besuch abzustatten.
Natürlich kriegt man auch während den Fahrten zwischen den Camps einiges vor die Linse – seht selbst:

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Auf Safari gilt es sämtliche Perspektiven im Blick zu haben.

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Giraffe beim Überqueren der Strasse.

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Guschti hält sich tapfer…

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So lässt man sich ja gerne aufhalten, gell Guschti?! 😊

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Dekorativ: der Baobab Tree

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Impalas gibt es im Krüger Nationalpark wie Sand am Meer.

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Der Ausblick von der Terrasse des Olifants Camps ist gigantisch. Hier beobachten wir gerade Happy Hippos beim Plantschen und „sünnelen“.

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Wie ich schon sagte: bei Zebrastreifen hält man an.

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Gänsemarsch… 🤔 einfach ohne Gänse 😉 (Blick von Terrasse des Olifants Camps)

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Egal, was war und egal, was noch kommt, DIESER kostbare Moment bei den sitzenden(!) Giraffen hat einen Top-Platz in meiner Safari-Bilanz auf sicher! 😍

Blyde River Canyon

Wir verliessen den Krüger Nationalpark beim Phalaborwa Gate. Nur wenige Kilometer danach wartete bereits ein weiteres Highlight auf uns: der Blyde River Canyon mit seinen spektakulären Viewpoints.

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Atemberaubend schön: die Aussicht auf den Blyde River Canyon

Der Blyde River Canyon sei, so hiess es, mit seinen 26 Kilometern Länge und bis zu 800 Metern Tiefe nach dem Grand Canyon in den USA (450 km) und dem Fish River Canyon in Namibia (160 km) der drittgrösste Canyon der Welt. Den Fish River Canyon bestaunten wir ein paar Wochen später ebenfalls noch. Mehr dazu dann weiter unten oder eben: später 😉

Pretoria

Pretoria ist die Hauptstadt Südafrikas, insofern ist es berechtigt, der Stadt auf der Durchreise einen Besuch abzustatten. Ich hatte Pretoria als gigantische «Milka Lila Kuh» in Erinnerung. Bei meiner letzten Südafrika-Reise vor elf Jahren war nämlich die Jacaranda-Blühte in voller Pracht. Die Strassen von Pretoria sind voll mit diesen Bäumen, entsprechend dominant hatte sich der violette Blütenschimmer, der sich wie eine Dunsthaube über die Stadt legte in mein Gedächtnis gebrannt.
Dieses Mal blühten die Bäume nicht und auch sonst gibt die Stadt nicht wahnsinnig viel her. Dennoch erlebten wir hier eine Anekdote, die durchaus einen Platz in diesem Roadtrip-Bericht verdient hat.
Wir steuerten mit Guschti direkt den Church Square, das Herzstück Pretorias an. Schon von weitem winkten uns junge Männer heran und zeigten uns freie Parkplätze. Das war an sich nichts Neues, wir waren uns das bereits aus anderen südafrikanischen Ortschaften gewohnt. Natürlich fielen uns die Bus-Schilder auf den Parkfeldern auf und so erkundigten wir uns, ob das Parkieren von normalen Autos (womit ich nicht behaupten möchte, dass Guschti ein normales Auto gewesen wäre…) denn überhaupt gestattet sei. Klar, hiess es. Und weil ein halbes Dutzend anderer Fahrzeuge bereits auf dem Platz parkiert waren, hinterfragten wir diese Aussage nicht weiter, bezahlten ohne Widerrede die verlangte Gebühr, schnappten unsere Rucksäcke und suchten die Touristeninformation auf.
Nachdem uns Gloria, die nette Tante dort mit einem Stadtplan und einigen zusätzlichen Informationen zu Pretoria eingedeckt hatte, fragten wir sie eher beiläufig, ob der Parkplatz, auf dem wir unseren Guschti parkiert hatten, für die nächsten paar Stunden denn auch wirklich sicher sei. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: Um Himmels Willen NEIN, das sei er definitiv nicht. Es sei ein ausdrücklicher Busparkplatz und PWs würden hier regelmässig abgeschleppt. Die Jungs, die dort die Autos herbeiwinkten und fleissig Aufpassgeld kassierten, seien dann natürlich über alle Berge.  Nur sehr umständlich und verbunden mit einer saftigen Busse bekäme man sein Auto dann irgendwann irgendwo wieder zurück. Gloria legte uns daher dringend ans Herz, unser Auto umgehend umzuparkieren und bot uns dafür ein Parkfeld direkt vor dem Gebäude der Touristeninfo an. Dies sei allerdings kein öffentlicher, sondern ein Beamten-Parkplatz, aber sie werde für uns ein gutes Wort beim Security-Guy einlegen. Das klang nach einem tollen Plan und wir folgten Gloria auf die Strasse hinaus. Auf dem Weg aus dem Haus trafen wir auf Glorias Office-Kollegen. Grinsend berichtet uns dieser beim Vorbeigehen, dass „die“ gerade mal wieder dabei seien, Autos von dämlichen Touristen abzuschleppen. Gloria erhöhte daraufhin ihr Schritttempo markant und steuerte schnurstracks zu unserem Parkplatz, der genau genommen gar keiner war, wie inzwischen sogar wir kapiert hatten. Unser Guschti wäre tatsächlich als nächstes an der Reihe gewesen 😱
Dann ging alles blitzschnell. Gloria schwang ihr massiv übergewichtiges Hinterteil auf den Beifahrersitz und lotste uns galant um die Blocks zum Beamten-Parkplatz. Begeistert war der Security-Mann ob dem Überfall zwar nicht, aber wirklich etwas dagegen einzuwenden hatte er am Ende auch nicht mehr und ein kleiner Zustupf von doofen aber extrem dankbaren Touristen ist letztlich leicht verdientes Geld.
Das Schicksal meinte es an diesem Tag verdammt gut mit uns. DANKE, GLORIA! 🙏

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Beeindruckend: die 9 Meter hohe und 3.5 Tonnen schwere Nelson-Mandela-Statue vor den Union Buildings in Pretoria

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Schild am linken Fuss der Nelson-Mandela-Statue.

Kimberly

Nach Pretoria folgten unglaublich lange Distanzen durchs Nichts – da muss man einfach durch 😜

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Gigantische Distanzen: nach 308 km links abbiegen, dann 1 km bis zum Ziel 😜

Als willkommene Oase sticht die Diamantenstadt Kimberly hervor. Sie gleicht einem Westernstädtchen und die Zeit, die wir dort verbrachten, war kurzweilig und amüsant.

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Das Westernstädtchen Kimberly: ein herrlich lebhaftes Nest mitten in der Wüste.

 

Nach Kimberly nahmen wir Kurs Richtung Nordwesten und näherten uns in zwei weiteren nicht enden wollenden Tagesetappen durch die Wüste langsam aber sicher der namibischen Grenze.

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Countdown to Namibia. Typisches Landschaftsbild während stundenlanger Fahrt.

Fish River Canyon

Wir waren gespannt, inwiefern der Fish River Canyon den Blyde River Canyon noch übertrumpfen konnte. War das denn überhaupt möglich? Ich meine, was soll denn bitteschön noch grösser, noch spektakulärer sein?
Die Anfahrt nach Hobas, dem Camp am nördlichen Ende des Canyons führte uns stuuuundenlang durch eine karge, platte Landschaft. Nichts deutete auch nur ansatzweise darauf hin, dass sich hier demnächst eine gigantische Schlucht auftun könnte. Auch auf dem Camp selbst gab es – mal abgesehen von Wegweisern – keine rein aus der Landschaft erkennbaren Hinweise dafür.

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Anfahrt zum Fish River Canyon. Wo ist er denn bloss?

Der Haupt-Viewpoint des Fish-River-Canyons befindet sich ca. 20 km vom Hobas-Camp entfernt. Natürlich fuhren wir da gleich nach der Registration hin. Schliesslich wollten wir endlich wissen, wo sich dieser merkwürdige Canyon denn nun versteckt hatte.

Und dann steht man endlich auf der Aussichtsplattform, kriegt Mund und Augen nicht mehr zu und gerade mal ein zartes „Boah, ey!“ über die Lippen.

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Ganz schön WOW… also der Canyon, meine ich 🙂

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Wer mag, kann in fünf Tagen zu Fuss durch die knapp 90 km lange Schlucht ächzen. Aber wir hatten ja unseren Guschti und holperten auf einer guten Staubpiste durch die sagenhaft schöne Szenerie runter zum Spa-Resort Ai-Ais am südlichen Ende des Fish River Canyon, wo wir ein paar entspannte sommerliche Wintertage genossen. Hatte ich schon erwähnt, dass inzwischen der Winter eingekehrt war im südlichen Afrika?

Zusatzschlaufe in die Karoo

Zehn Tage bevor uns der Flieger zurück in die Schweiz brachte, berieten wir, was wir mit dem verbleibenden, grosszügigen Zeitfenster anstellen sollten. Wir entschieden schliesslich, unseren Roadtrip noch um eine Zusatzschlaufe in die Karoo zu bereichern. Insbesondere die Fahrt auf einer Schotterpiste über den spektakulären Swartbergpass, wird mir persönlich noch ein ganzes Weilchen in Erinnerung bleiben.

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Die Fahrt über den Swartbergpass ist spektakulär

Cape Agulhas

Als krönenden Abschluss unserer abenteuerlichen Reise durch das südliche Afrika brausten wir noch ganz runter ans Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents. Dort, wo einem der Wind mit voller Kraft um die Ohren donnert und das Wetter im Viertelstundentakt ändert. Dort, wo der wilde Atlantik den lieblichen Indischen Ozean knutscht. Dort, wo man am liebsten die ganze Welt umarmen möchte, vor lauter Dankbarkeit und Ehrfurcht.
Es ist ein guter Ort, um einer tollen Zeit in einem wundervollen Land „Adieu“ zu sagen!

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Nach elf Jahren stehe ich erneut am südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents. Ein irrsinniges Gefühl ❤️

Übrigens: Das waren meine 5 Lieblings-Accessoires auf dem Afrika-Trip

 

Best of Botswana: Okavangodelta und Chobe Nationalpark

Nach dem wir am ersten Tag unserer Afrika-Reise die grandiosen Victoriafälle erkundet hatten (mehr dazu hier), ging es direkt zum Vorabend-Briefing für die 9-tägige Intrepid-Tour „Botswana Highlights“, in der wir uns bereits von der Schweiz aus zwei Plätze gesichert hatten. An dem Briefing lernten wir die weiteren Tour-Teilnehmer kennen: ein Ehepaar aus Australien, eines aus Neuseeland und nebst uns beiden Schweizer-Mädels ein weiterer Schweizer, ein Walliser, um genau zu sein (und das Wallis gehört ja strenggenommen auch zur Schweiz – äxgüsi 😜). Der Tourguide und der Chauffeur, beides simbabwische Staatsangehörige, brachten in jeglicher Hinsicht und auf wundervoll herzliche Art und Weise Farbe in unsere Gruppe.

Am nächsten Morgen ging es los. In unserem Tourbus verliessen wir das Städtchen Victoria Falls in Simbabwe und bald schon erreichten wir bei Kasane die Grenze zu Botswana.

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Unser Tourbus – ein tapferes Kerlchen 😉

Die Tour im Überblick

Unsere Rundreise startete in Victoria Falls (Simbabwe) und führte uns via Okavangodelta (Botswana) und dem Caprivi-Strip (Namibia) schliesslich in den wundervollen Chobe-Nationalpark (Botswana).

Elephant Sands

Botswana verfügt über die grösste Elefantenpopulation der Erde. Über 130’000 Dickhäuter soll es hier geben. Unser Erwartungsrucksack an unser erstes Lager auf der Tour namens „Elephant Sands“ war somit entsprechend vollgepackt. Das Camp war denn auch tatsächlich zum Verlieben. In der Mitte des Areals befand sich ein Wasserloch. Auf der einen Seite des Ufers waren die wirklich süssen Bungalows verteilt. Auf der anderen Seite gab es ein nettes Restaurant und eine grosse Feuerstelle. Alles schien geradezu perfekt für einen wildromantischen und hoch rELEFANTEN Abend in passender Lagerfeuer-Idylle angerichtet zu sein.

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My Home is my Castle. Die Bungalows waren sehr charmant und mit Schutzzonen vor Elefanten (auf dem Bild in Form von spitzen Steinen hinter dem Haus zu erkennen) abgesichert.

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Die Einrichtung war sehr einfach in einem sympathischen Safari-Style gehalten. Als Badezimmerwand diente eine schlichte Strohmatte, die lediglich als Sichtschutz diente. Weniger ist manchmal mehr.

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Die authentischen Safari-Bungalows waren um das Wasserloch angeordnet.

Leider streikten die Elefanten an dem Abend am Wasserloch, sodass wir Elephant Sands am nächsten Morgen ohne dickhäutige Abenteuer wieder verliessen. Unter dem Strich kommt man in Botswana aber dennoch auf seine Elefanten-Kosten. Tatsächlich querte  beispielsweise keine fünfzig Meter nachdem wir den Grenzposten nach Botswana passiert hatten, ein Dickhäuter die Landstrasse.

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Okavangodelta

Unsere Rundreise führte uns weiter nach Maun, der etwas charakterlosen Quasi-Hauptstadt des Okavangodeltas, und von dort weiter zur Guma Lagoon am sogenannten  Pfannenstiel der riesigen Salzpfanne. Die Strasse zwischen Maun und Guma ist auf hunderten von Kilometern in bedenklichem Zustand. Unser Chauffeur wich den grösseren Löchern im Strassenbelag so gut es eben ging aus, trotzdem wirbelte es uns auf unseren Sitzbänken im hinteren Teil des Vehikels fast schon nach Belieben auf und ab und hin und her.
Endlich erreichten wir die Verladestation für unser nächstes Camp. Hier liessen wir unseren Tourbus sowie unsere Taschen auf einem bewachten Parkplatz zurück und bestiegen mit unseren Tagesrucksäcken einen 4×4 Truck. Eine abenteuerliche halbstündige Fahrt brachte uns zur Guma Lagoon mitten im Delta, wo wir die nächsten zwei Nächte verbrachten.

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Die Fahrt in unser Camp an der Guma Lagoon war nur per 4×4 zu bewältigen. Wir liessen unseren Tourbus (im Hintergrund) auf einem bewachten Parkplatz zurück und liessen uns im Offroad-Truck (Vordergrund) zum Camp chauffieren.

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Der Weg zum Camp führte durch sumpfiges Gelände…

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Phasenweise galt es auch dicke Sandpisten zu bewältigen. Für den Offroad-Truck ein Klacks 😉

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Endlich erreichten wir unser Camp mitten im Dschungel. Die Zelt-Chalets waren überraschend konfortabel eingerichtet.

Seit wir in Victoria Fall gestartet waren, war das hauptsächliche Thema des neuseeländischen Päärchens, endlich ihre Kleider waschen zu können. Die beiden waren bereits einige Zeit unterwegs und von einer Tour durch den Krüger-Nationalpark in Südafrika nahtlos in diese Botswana-Tour gestartet. Bisher bot sich den beiden jedoch nirgends Gelegenheit zum Waschen. Entweder aus zeitlichen Gründen oder aber mangels entsprechender Infrastrukur. Im Guma Lagoon Bush-Camp mitten im Okavangodelta hatten wir mit vielem gerechnet, aber bestimmt nicht mit einem professionellen Wäscheservice. Als die Camp-Vorsteherin bei der Begrüssung im Rahmen ihrer allgemeinen Instruktionen rund um das Camp insbesondere ihren komfortablen Laundry-Service hervorhob, entglitten den Neuseeländern sichtlich die Gesichtszüge. Ausgerechnet jetzt, wo wir nur gerade unsere Tagesrucksäcke und diejenigen Kleidungsstücke dabei hatten, die wir auf uns trugen, ausgerechnet jetzt bestand endlich die Möglichkeit zum Waschen. Für alle Nicht-Neuseeländer auf der Tour war das ein wahrhaftiger Schenkelklopf-Moment 😂 und selbstverständlich wurde die Geschichte zum Runnig-Joke unserer restlichen Tour.

Am nächsten Tag erwartete uns ein wundervoller Tag in einer klitzekleinen Ecke des einzigartigen Okavangodeltas. Das über 20’000 Quadratkilometer grosse Delta ist eines der grössten Feuchtgebiete des afrikanischen Kontinents und markiert das Ende des Okavango Rivers, der 1700 Kilometer weiter nördlich in den Bergen Angolas entspringt. Anstatt wie andere Flüsse seines Kalibers sich zu einem der grossen Ozeane durchzuschlängeln, hat sich der Okavango die Kalahari als Endstation ausgesucht, was für ein Rebell. Das Wasser, das hier nicht einfach in der Wüste versickert oder verdunstet, wird dankbar von Flora und Fauna aufgenommen.
Die Regenzeit ist zum Zeitpunkt unserer Tour Mitte April gerade vorbei und das Delta wird sich nun in den nächsten Wochen und Monaten zunehmends füllen, bis es irgendwann zwischen Juni und August seinen Höchststand erreichen wird – just dann, wenn es im Umkreis von hunderten von Kilometern aufgrund der Trockenzeit sonst kein Wasser geben wird. Das Delta wird dann zum Schlaraffenland und zieht Wildtiere aus Nah und Fern an – was für eine wundervolle Erfindung von Mutter Natur.
Per Mokoro, ein der geringen Wassertiefe angepasstes typisches Fortbewegungsmittel im Okavangodelta, liessen wir uns durch die von Papyrus und Seerosen gesäumten Kanäle des Deltas schippern. Erinnerungen an den wundervollen Tag vor wenigen Monaten auf dem Inle-See in Myanmar wurden wach (mehr dazu im Artikel Myanmar: Bike-Reise durch das Land des Lächelns. Und der Flip-Flops).

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Die Kanäle des Okavangodeltas sind von Papyrus und Seerosen gesäumt. Ein wundervoller Anblick!

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Galant werden wir per Mokoro durch die Kanäle geschippert.

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In meinem Mokoro bin ich Kapitän…

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Treue Begleiter während des ganzen Tages waren unzählige bunte Vögel. Hier ein Kingfisher.

Einige Kolleginnen und Kollegen unserer Gruppe hatten sich bereits tags zuvor aus der Vogelperspektive von der gigantischen Dimension des Deltas beeindrucken lassen. In Maun bestand nämlich die Möglichkeit einen Scenic-Flight über das Delta zu buchen. Ich persönlich mag es, sicheren Boden unter den Füssen zu wissen und verzichtete daher auf dieses Extra-Abenteuer.

Caprivi-Strip

Nachdem wir nach zwei Tagen im Okavangodelta per 4×4-Truck unseren regulären Tourbus (und die neuseeländische Stinkwäsche 😜) wieder erreicht hatten, führte uns die Reise weiter an den Grenzübergang zu Namibia. Auf der Bike-Safari durch Namibia lernte ich Nina, meine Freundin und Begleiterin des aktuellen Trips kennen. Für uns beide war die Einreise nach Namibia somit eine Art Rückkehr zu den Wurzeln unserer Freundschaft und daher ein besonderer Moment. Der Abstecher nach Namibia war zwar nur eine Stippvisite, doch er führte uns in genau jene Region, die wir damals auf der Bike-Safari ausgelassen hatten: den Caprivi-Zipfel.
Caprivi bezeichnet den knapp 100 Kilometer schmalen und 500 Kilometer langen Landstreifen im Nordosten Namibias, der wie eine Käsescheibe im Double-Cheeseburger zwischen den Ländern Botswana und Angola klebt. Auf der Landkarte könnte man ihn locker übersehen. Wir übersahen ihn nicht und genossen seinen einzigartigen Touch.
Wir logierten in einem tollen Chalet direkt am Ufer des Okavango mit Blick auf die Popa Falls und einzelne Krokodile, die sich chillig flussabwärts treiben liessen. Gegen Abend besuchten wir noch ein typisch caprivisches Dorf und erfuhren einiges über das Leben in diesem schmalen Landstrich.

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Typische Wohnhäuser im Caprivi-Zipfel.

Eine Oma demonstrierte uns, wie sie eine Mahlzeit für ihre Familie zubereitet. Als erstes werden Getreidesamen und Nüsse in einem Riesen-Mörser von Hand zermalmt. Nach der Halbzeit am Mörser, nimmt Omchen für diesen Arbeitsgang die Unterstützung ihres jungen, vor Energie strotzenden Enkels in Anspruch.

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Ein Enkel zermalmt gemäss Anweisung seiner Grossmutter Getreide und Nüsse.

Anschliessend setzt sich Oma auf den Boden und siebt das zermalmte Erzeugnis mehrmals sorgfältig und geduldig aus, bis ein wunderbar feinkörniges Mehl in der handgefochtenen Schüssel zurückbleibt. Beim Betrachten der Arbeitsumgebung, kann das eine oder andere Sandkorn in der fertigen Mahlzeit wohl nicht ganz ausgeschlossen werden (persönliche Mutmassung der Autorin).

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In mehreren Durchgängen siebt Oma das zermalmte Getreide, bis ein feinkörniges Mehl übrigbleibt. Als Arbeitsfläche dient der Fussboden. Das wird bestimmt eine sehr impoSANDe Mahlzeit 😉

Schliesslich war die Zeit reif, ein kleines Feuer zu entfachen und einen Topf mit etwas Wasser aufzusetzen. Die paar Minuten, bis das Wasser kochte, nutzte Oma, um in einer Schüssel Beeren zu einem Brei zu verarbeiten.

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Im Handumdrehen entfachte Omchen ein Feuer – ohne Streichhölzer, wohlverstanden!

Abschliessend wurden alle Zutaten auf dem Feuer gekocht. Das Ergebnis war eine Art Porridge – eine glibbrige Substanz, die sich mit blossen Händen  in mundgerechte Happen modellieren liess 😋
Ich fand diesen kleinen Einblick in den primitiven Alltag am Caprivi wahnsinnig spannend.

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Die vorbereiteten Zutaten werden aufgekocht und zu einem leckeren Porridge verkocht.

Chobe Nationalpark

Bereits am nächsten Tag verliessen wir Namibia wieder und kehrten nach Botswana zurück. Wenn unsere weitere Reise planmässig verläuft, werden Nina und ich in ein paar Wochen ganz im Süden am Fish River Canyon nochmals etwas Namibia-Luft schnuppern – Daumen drücken ist natürlich erlaubt 😉. Zuerst aber galt unsere volle Aufmerksamkeit dem letzten ganz grossen Highlight der Intrepid-Tour, dem Chobe-Nationalpark. Obschon der Park unmittelbar nach der Regenzeit wahnsinnig buschig und daher für Tier-Entdeckungen gemäss Hochglanzprospekt nicht optimal ist, bekamen wir auf unseren zwei Morning-Game-Drives und der chilligen Sundowner Boot-Safari auf dem Chobe River allerhand zu sehen. Hier einige Impressionen.

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Wasserbüffel. Einer der Big Five.

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Dieses Foto entstand just in dem Moment, als der kleine. vorwitzige Kollege hier im Vordergrund gerade einen Angriff auf mich ausheckte und ich vor lauter Schreck rückwärts auf meinen Allerwertesten plumste und dabei aus Versehen auf den Auslöserknopf der Kamera drücke

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Eine kleine Stärkung auf dem Morning Game Drive.

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Auch der Leopard gehört zu den Big Five. Ein wahrer Glücksfall, ihn zu Gesicht und vor die Linse zu bekommen.

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Das Gebiss der Tüpfelhyäne ist stärker als das eines Löwen. Nix wie weg da….

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Eine rELEFANTe Strassenquerung

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Eine absolut einzigartige Perspektive auf Natur und Wildlife bietet im Chobe Nationalpark eine Boot-Safari.

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Kudu-Weibchen am Ufer des Chobe River

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Im Chobe River gibt es viele Krokodile

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Sundowner Romantik auf dem Chobe River ❤

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Mystische Morgenstimmung am Chobe River.

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*sing* Springbock, Springbock, oh Springbock my Bonnie to me to meeee….

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Was guckst du? Giraffen sind übrigens meine persönlichen Safari-Favoriten 😉

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Jösses….

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Was für eine wundervolle Landschaft. Ich konnte mich gar nicht satt sehen.

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Dumm gelaufen… irgendwie.

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Baboons sind vielerorts im südlichen Afrika eine wahre Plage. Auf der Safari und besonders in Huckepack-Pose sind sie einfach nur süss.

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Hallo Frau Löwe! Auch der Löwe zählt zu den Big Five. *räusper* hätte ich den Sonnenuntergangsmodus an meiner Kamara vom Vorabend nicht noch aktiviert gehabt, wäre das Bild vermutlich sogar scharf geworden 😏

Das war’s in Kürze von unserer supertollen Intrepid-Tour. Weitere Berichte aus dem südlichen Afrika folgen – stay tuned!

Victoriafälle: Ein imposanter Start in das Abenteuer im südlichen Afrika

Als ich zusammen mit meiner Freundin vor drei Wochen die lange Reise ins südliche Afrika antrat, hatten wir uns für den ersten Abend in Afrika zwei banale Ziele gesetzt: erstens heil in Simbabwe, dem Ausgangsland unseres Afrika-Abenteuers anzukommen und zweitens nach unserer Ankunft ein paar kostbare Augenblicke am mächtigen Sambezi-River zu verbringen.
Kurz nach 14 Uhr checkten wir schliesslich wohlbehalten in unserem Hotel in Victoria Falls ein. Das erste Etappenziel war damit bereits erreicht. Also kümmerten wir uns direkt um den zweiten Teil des erklärten Ziels und fragten den freundlichen Onkel an der Hotel-Reception, was er uns denn unter dem Motto „chilliger Abend am Sambezi“ empfehlen könne. Als hätte er bereits mit dieser Frage gerechnet, schwärmte er uns wie aus der Pistole geschossen von der einzigartigen Sundowner-Cruise vor, wozu wir allerdings bereits in einer knappen Stunde abgeholt würden. Für den Bruchteil von Sekunden fragten wir uns, weshalb um alles in der Welt wir bereits am helllichten Nachmittag zur Sundowner-Tour losziehen sollten. Schliesslich schien der Fluss nur ein Steinwurf entfernt zu sein, zumindest war sein Sprühnebel bereits von der Strasse aus zu sehen. Nun, es war nicht der Zeitpunkt für dupplige Fragen, sofern wir es rechtzeitig auf den Shuttle-Bus schaffen wollten. Und so konzentrierten wir uns also aus das Wesentliche, kramten lange, moskito-feindliche Kleidung aus unseren Taschen hervor,  schnappten unsere Rucksäcke, die Fotoapparate, den Antibrumm-Spray, die Wasserflaschen und zogen los.

Sundowner am Sambezi

Als um kurz nach 18 Uhr die Sonne direkt hinter den plantschenden Hippos am Horizont im Sambezi versank, war uns auch der Grund, weshalb wir zum Sundowner-Spektakel bereits nachmittags aufzubrechen hatten rasch klar. Uns der Tour spontan anzuschliessen war eine gute Entscheidung, denn so bekamen wir bereits an unserem allerersten Abend in Afrika knuffige Hippos, gähnende Krokodile und sogar einen Elefanten, der sich am Flussufer labte zu Gesicht. Ein perfekter Einstieg in unser Abenteuer im südlichen Afrika.

Touristen fotografieren die malerische Szenerie auf dem Sambezi-River
Sundowner Cruise auf dem Sambezi-River, Simbabwe

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Ein Elefant labt sich in unmittelbarer Nähe zu einem Wohnhaus (das Dach ist im Hintergrund zu erkennen) am Ufer des Sambezi-River. Im Hintergrund ziehen weitere Elefanten vorbei.

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Cheers!

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Bereits kurz nach 18 Uhr versinkt die Sonne am Horizont. Was für ein toller erster Abend im südlichen Afrika!

Zum krönenden Abschluss des Ausflugs und als ob es die natürlichste Sache der Welt wäre, präsentierte sich uns auf der Rückfahrt mit dem Shuttle-Bus tatsächlich ein Elefant direkt am Strassenrand und winkte uns mit seinem Rüssel keck zu. Für einen kurzen Moment glaubte ich zu halluzinieren, doch rasch wurde mir bewusst, dass dies keine Sinnestäuschung, sondern die nackte afrikanische Realität war.

Victoria Fälle

Am nächsten Tag unternahmen wir eine kleine Wanderung zu den imposanten Victoriafällen, welche die gleichnamige Stadt Victoria Falls (Simbabwe) und Livingstone (Sambia) mit einem unfassbar tosenden „Leck-Du-mir-am-Tschööpli“ (schweizerdeutsch für „Aber hallo, ey!“) trennen. Es ist wahnsinnig beeindruckend, welch gigantische Wassermenge hier so kurz nach der Regenzeit auf einer Länge von 1.7 Kilometern gute 100 Meter in die Tiefe braust. Der Sprühnebel ist kilometerweit sichtbar – ein gewaltiges Naturspektakel.
Bereits an unserem zweiten Tag in Afrika waren wir froh, die Regenjacken kurzerhand aus dem Rucksack zücken zu können. Doch obschon der Spazierweg in einem grosszügigen Bogen um die Fälle führt, waren wir am Ende überall wo die Regenjacke keinen Schutz bot, bis auf die Haut klitschnass.

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„The Spray“ – der Sprühnebel ist kilometerweit sichtbar.

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Trotz grosszügiger Distanz zu den Fällen, empfiehlt es sich, sich in wasserdichte Kleidung zu hüllen.

 

Unsere Wanderung führte uns schliesslich an der Brücke, welche die Länder Simbabwe (ehemals Südrhodesien) und Sambia (ehemals Nordrhodesien) mit einander verbindet vorbei weiter zu einem Aussichtspunkt auf die angrenzende Schlucht, durch welche sich der Sambezi unmittelbar nach den Fällen als harmlos scheinendes Flüsschen schlängelt.

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Brücke zwischen Simbabwe (ehemals Südrhodesien) und Sambia (ehemals Nordrhodesien)

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Kaum zu glauben, dass das der gleiche Fluss, der wenige Meter weiter oben unter tosendem Rauschen und auf einer Breite von fast 2 km in die Tiefe stürzt.

An einer Informationstafel werden die drei wohl berühmtesten Wasserfälle der Welt einander gegenübergestellt: die Iguazú-Fälle in Argentinien/Brasilien, die Niagarafälle in den USA/Kanada und eben diese unglaublich unglaublichen Victoriafälle hier direkt vor unseren vom Sprühnebel immer noch leicht triefenden Nasen an der Grenze Simbabwe/Sambia. Die Iguazú-Fälle sind mit ihren 2.7 Kilometern Breite die breitesten Fälle in der Gegenüberstellung, die Niagarafälle diejenigen mit dem grössten Wasservolumen und die Victoriafälle sind mit ihren gut 110 Metern Höhe die höchsten der drei Vergleichskandidaten. Gemeinsam haben meine Freundin und ich bereits alle drei Giganten besucht – eine stolze Bilanz!

Von hier geht unser Afrika-Abenteuer weiter nach Botswana (Okavangodelta, Chobe Nationalpark) und den Caprivi-Streifen (Namibia). Mehr dazu gibt es hier.

 

Myanmar: Bike-Reise durch das Land des Lächelns. Und der Flip-Flops.

Ich bin weiss Gott schon weit herumgekommen auf dieser Erde. Ein Kontinent blieb von mir bisher jedoch unangetastet: Asien. Das hätte sich zwar längst ändern dürfen, aber ich stolperte stets über die banalen W-Fragen. Wohin sollte ich denn konkret gehen? Wann wäre ein idealer Zeitpunkt für eine Asien-Reise? Wie würde ich denn überhaupt reisen wollen? Langer Rede, kurzer Sinn: so richtigrichtigrichtig wollte das Asien-Feuer in mir einfach nicht entfachen.

Während der Lektüre von Jan-Philipp Sendkers Burma-Serie jedoch wurde ich neugierig auf das geheimnisvolle und von Sendker geradezu brilliant beschriebene Land in Südostasien. Bald kristallisierte sich Burma als potenziell ideale erste asiatische Destination für mich heraus. Fortan recherchierte ich also gezielt nach einem geeigneten Reisemodell. Einmal mehr wurde ich schliesslich auf der Website des Veranstalters Bike Adventure Tours fündig, dem ich bereits zwei unvergessliche Bike-Abenteuer (Kuba und Namibia) zu verdanken hatte. Und damit war die Sache dann relativ rasch klar und die Einschreibung reine Formsache.

Raider heisst jetzt Twix…

… und Burma heisst jetzt Myanmar.
… und Rangun heisst jetzt Yangon.
… und der Fluss Ayeryawady heisst jetzt Irrawaddy.
… und, und, und…

Es gibt tatsächlich einiges, was einem bzgl. Myanmar auf Anhieb irritiert. Angefangen beim Landesnamen. Wenn ich hierzulande jemandem erzähle, dass ich in Myanmar war, ernte ich meistens ein mit hochgezogenen Augenbrauen untermaltes, langgezogenes „Häää?“. Wenn ich dann „Burma“ hinterherliefere, können die meisten Leute mehr mit meiner Aussage anfangen. Weiter geht es mit der grössten Stadt des Landes: Rangun heisst heute Yangon. Rangun… äh… Yangon war bis vor ein paar Jahren die Haupstadt Burmas… äh… Myanmars. Doch eines Tages befand einer, dass mal wieder etwas Veränderung angebracht sei und so wurde kurzerhand das Städtchen Naypyidaw mitten im damals noch weitgehend unerschlossenen Dschungel zur Hauptstadt ernannt.

Ein weiteres Resultat einer ähnlichen Nacht-Nebel-Entscheidung findet sich im burmesischen Strassenverkehr. Burma war eine britische Kolonie. Die Autos in Myanmar sind somit rechtsgesteuert – „very british“ eben und insofern nichts Spektakuläres. Allerdings fahren diese rechtsgesteuerten Autos nicht etwa wie man dies im Sinne von „very british“ erwarten würde, auf der linken, sondern auf der rechten Fahrbahn. In der Konsequenz haben Autobusse ihre Ausstiege auf der linken Seite und so verliessen wir unseren Bus also stets zur Strassenmitte hin – nichts für schwache Nerven, ey! 😉

Shwedagon Pagode: hier ist alles Gold, was glänzt

Myanmar wird auch „das Goldene Land“ genannt. Spätestens wenn man barfuss durch die achteckige Terrasse der Shwedagon Pagode schlurft, zweifelt man keine Sekunde mehr an dieser Aussage. Denn hier ist tatsächlich alles Gold, was glänzt – wow!

Abendstimmung an der Shwedagon Pagode in Yangon, Myanmar/Burma
Shwedagon Pagode in Yangon: hier ist tatsächlich alles Gold was glänzt.

Am besten lässt man die energiegeladene Atmosphäre rund um die Shwedagon Pagode unvoreingenommen und mit allen Sinnen auf sich wirken. Zur Abenddämmerung…

…dann, wenn das Licht am schönsten einwirkt und die goldene Kulisse geradezu märchenhaft erstrahlen lässt.

…dann, wenn sich der Geruch von Räucherstäbchen mit dem munteren Quietschen der Fledermäuse und dem zarten Bimmeln der Glöcklein paart.

…dann, wenn hunderte friedvoller Buddhisten sich versammeln, um im Schneidersitz am Boden sitzend ihre Mantras zu rezitieren.

Ja dann, genau dann!

Kerzenmeer bei der Shwedagon Pagode in Yangon, Myanmar/Burma
Tolle Abendstimmung rund um die Shwedagon Pagode

Die acht Ecken der Terrasse repräsentieren übrigens die Wochentage. In Myanmar zählt der Mittwoch als doppelter Tag mit Vormittag und Nachmittag. Die Wochentage haben generell einen besonderen Stellenwert in Myanmar. So wird der Name eines Kindes nämlich nicht etwa durch die Eltern bestimmt, sondern er ergibt sich in astrologischer Konsequenz aus dem Zeitpunkt der Geburt.

Ich bin das shwedagonsche Achteck zweimal gelaufen und ich hätte es locker noch zwei weitere Male laufen können. Der Abschied von der Shwedagon Pagode fiel mir etwas weniger schwer, als uns unser Tour-Guide versicherte, dass wir auf unserer Reise noch ausreichend viele Pagoden und Buddha-Figuren sehen würden.

Er sollte sowas von recht behalten! 😬

Mönch mit Smartphone vor einer Buddha-Figur bei der Shwedagon Pagode in Yangon, Myanmar/Burma
Ein Mönch mit Smartphone. Die Zeiten ändern sich und sie ändern sich rasant.

 

Die Reise im Überblick

Übersichtskarte der Reise durch Myanmar/Burma
Überblick der Reise. (Bildquelle: Bike-Adventure Tours.ch)

Nach zwei Nächten in Yangon startete unsere Aktiv-Reise schliesslich mit einem Triathlon: drei Fortbewegungsmittel 🛩️ 🚴‍♀️ 🛥️ an einem Tag, tschagga.

Per Inlandflug 🛩️ gings früh morgens von Yangon nach Heho auf knapp 1000 Metern. Direkt am Flugplatz in Heho warteten unsere Bikes auf uns. Hier wurden also als erstes die Ärmel hochgekrempelt, die mitgebrachten Sättel und Pedalen montiert, Bremsen und Federgabeln kontrolliert und dann ging es endlich los mit unserer Einrolltour 🚴‍♀️ und den ersten Bike-Kilometern in Myanmar. Erstes Etappenziel war der malerische Inle-See. Am Ufer des Sees wechselten wir unser Fortbewegungsmittel erneut und liessen uns bequem per Longtail-Boot 🛥️ zu unserer schicken Pfahlbau-Lodge mitten im See gondeln. Hach, hach….

Faszination Inle-See

Das Pfahlbauhotel
Skylake Inle Resort im Inle See

Der Inle-See ist bekannt für seine Einbeinruderer. Um beide Hände fürs Fischen frei zu haben, wickeln die gelenkigen Burmesen nämlich das Ruder einfach mal eben um ein Bein und bewegen sich so wieselflink auf dem See fort.

Einbeinruderer beim Fischen auf dem Inle See in Myanmar/Burma
Einbeinruderer beim Fischen auf dem Inle See

Einige Kolleginnen und Kollegen unserer Reisegruppe liessen es sich nicht nehmen und versuchten sich selbst als Einbeinruderer. Die meisten scheiterten bereits daran, sich mit beiden Füssen auf der Bootsspitze einigermassen ruhig und aufrecht zu halten. Einzelne schafften es, ein Bein dezent anzuheben. Das war’s! Keiner schaffte es, das Ruder um das Bein zu schlingen und lockerflockig draufloszupaddeln. Und so legten die Probanden den Fokus rasch auf einen möglichst eleganten Abgang vom Boot, um der Gruppe wenigstens eine coole Stunt-Show zu bieten. 🤸‍♂️➰🤸‍♂️ ➰🙃

Lotus-Seide: ganz schön edel,mann!

Den nächsten Tag verbrachten wir ausschliesslich auf dem Inle-See. Per Longtail-Boot wurden wir von einer Wow-Szenerie zur nächsten geschippert. So besuchten wir beispielsweise eine Lotus-Seiden-Weberei mitten auf dem See.

Lotus-Weberei auf dem Inle See, Myanmar/Burma
diese Burmesin demonstriert, wie aus den bis zu 2 Metern langen Lotusstengeln Webgarn gewonnen wird.

 

alter Burmese spinnt Faden
Das Leben und auch das Arbeitsleben findet in Myanmar grossmehrheitlich auf dem Boden statt

 

Webstuhl in der Lotus-Weberei auf dem Inle See, Myanmar/Burma
Die Webstühle hier werden mit Fuss-Pedalen bedient. Perfektes Bike-Training, eigentlich 🙂

 

Originell: die schwimmenden Gärten

Mich persönlich haben die schwimmenden Gärten auf dem Inle-See fasziniert. Auf einem Fundament aus Wasserhyazinthen werden hier Tomaten, Blumenkohl, Auberginen und Bohnen angebaut. Ein kulinarisches Muss ist übrigens der Tomatensalat nach Art der Shan. Mmmmhhhh…. 😋

Schwimmende Gärten auf dem Inle See, Myanmar/Burma
Die schwimmenden Gärten auf dem Inle See werden mit Booten angelegt und bewirtschaftet.

 

Schwimmender Souvenir-Shop auf dem Inle See, Myanmar/Burma
Schwimmender Souvenir-Shop zwischen den schwimmenden Gärten.

 

Flower-Power 🌺

Einer der schönsten Bike-Tage erlebte ich persönlich als wir durch die üppige burmesische Flora radelten und der Duft von Blumen und Gemüse unseren zarten Nasen schmeichelte.

Üppige Landschaft in Myanmar/Burma
Was für eine herrlich übbige Landschaft die sich uns hier präsentierte.

 

Blumenfeld in Myanmar/Burma
Blumen so weit das Auge reicht und die Nase riecht.

 

Blumen-Mädchen beim Blumen pflücken in Myanmar/Burma
Blumen-Mädchen Myanmar-Style.

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Reisverarbeitung in Myanmar/Burma
Hier wird gerade die Spreu vom Weizen… äh… vom Reis getrennt.

 

Blumenkohl-Transporter (Ochsenkarren) in Myanmar/Burma
Blumenkohl-Transport

 

Bauernhof mit Tomatenlager in Myanmar/Burma
Bauernhof mit Tomaten-Lager.

 

Frauen-Power 💪

Überrascht hat mich definitiv die Rolle der Frau in Myanmar. Viele handwerkliche und insbesondere körperlich anspruchsvolle Arbeiten werden nämlich hauptsächlich von Frauen ausgeübt.

Burmesische Frauen im Strassenbau
Der Strassenbau ist in Myanmar eine klare Frauen-Domäne.

 

2 Burmesinnen formen Lehmsteine
Auch die Produktion von Lehmsteinen wird mehrheitlich von Frauenhand erledigt.

 

Eine Burmesin fährt mit einer Schubkarre die Lehmsteine zum Trocknen
Die fertig geformten Lehmsteine werden nun zum Trocknen geführt.

 

Tausende von Lehmsteinen sind zum Trocknen an der Sonne aufgestellt.
Unser Tour-Guide Myint Than vor der topmodernen Lehmstein-Trocknungsanlage 😉

 

Eine Burmesin trägt einen Korb mit Sand auf dem Kopf
Ein solcher Korb mit nassem(!) Sand wiegt gut und gerne 30-40 Kilogramm. Also mir war mein 13kg schwerer Reiserucksack schon genug…

 

Back to School

Auf unserer Trekking-Tour ab Pindaya besuchten wir eine Grundschule in einem burmesischen Bergdorf. Schalk scheint hier Pflichtfach zu sein 😉

Winkende Kinder in einer burmesischen Schule
Die anfängliche Zurückhaltung verflog…

 

3 Kinder sitzen in einer burmesischen Schulbank
… spätestens als wir unser legendäres „Buurebüebli“ zum Besten gaben.

 

🚴‍♀️ On 🚴‍♀️ The 🚴‍♀️ Road 🚴‍♀️ To 🚴‍♀️ Mandalay 🚴‍♀️

Ein anspruchsvoller Bike-Tag erwartete uns auf dem Weg nach Mandalay. Auf knapp 100 Kilometern galt es 1300 Höhenmeter zu bewältigen. Natürlich bestand die Möglichkeit, zumindest Teilstrecken im Begleitbus zurückzulegen. Aber man reist ja schliesslich nicht um die halbe Welt, um dann freiwillig in der zweiten Reihe Platz zu nehmen… 😉

Screenshot der Tracking-App Runtastic
Gib eine Beschriftung ein

Marmor, Stein und Eisen bricht,
aber diese Buddhas nicht

Die geheimnisvolle und oft besungene Stadt Mandalay erkundeten wir tags darauf auf einer Sightseeing-Tour per Bike. Unter anderem besuchten wir eine Marmorsteinmetzerei.

Ein Burmese bearbeitet eine Buddha-Figur aus Marmorstein
Ein Burmese bearbeitet eine Buddha-Figur aus Marmorstein

 

Buddha-Figuren aus Marmor in Mandalay, Myanmar/Burma
Auch Buddhas haben ihre Ecken und Kanten.

Grosser Wäschetag am Flussufer

Einen weiteren Stopp legten wir am Ufer des Irrawaddy ein. Es ist wahnsinnig beeindruckend, mit wie wenig Besitztum sich die Burmesen hier arrangieren und ihr Leben auf primitivste Art und Weise meistern – stets mit einem Lächeln im Gesicht. Und hey! dieses Lächeln steckt an – wer in Myanmar schlechte Laune hat, ist selber schuld!
Man hat tatsächlich niemals den Eindruck, dass die Menschen hier unzufrieden wären oder sich gar selbst bemitleiden würden. Grund dafür hätten sie – gemessen an unseren europäischen Massstäben – sicherlich genug, aber sie tun es nicht. Von dieser Lebenseinstellung könnte dürfte sich manch ein Westlicher gerne eine fette Scheibe abschneiden…

Wäscheleinen mit bunten Kleidungsstücken direkt am Ufer des Irrawaddy in Mandalay, Myanmar/Burma
Grosser Wäschetag. Auffallend im ganzen Land: die farbenfrohen und stets sauberen Kleider.

 

Zwei Burmesinnen waschen Wäsche in braunem Wasser. Myanmar/Burma
Bewunderswert wie weisse Wäsche unter diesen Umständen weiss bleibt… 🤔

Mandalay Hill – Ja, ich will! ❤

Man ist nicht in Mandalay gewesen, wenn man nicht auf dem Mandalay Hill war. Ich weiss nicht wieviele Treppenstufen es genau sind, aber es sind einige. Hunderte. Vielleicht sogar tausende. Aus Ehrfurcht vor Buddha deponiert man seine Schuhe vor der ersten Stufe, die zu ihm, zu Buddha, hinaufführt und legt den kompletten Treppenmarsch somit barfuss zurück. Überall sonst auf der Welt hätte ich mir für einen solchen Kletter-Marsch vernünftiges Schuhwerk angeschnallt…

Turm auf dem Mandalay Hill, Myanmar/Burma
On the Very Top of Mandalay Hill.

Foto 07.12.17, 18 04 18
Als grossgewachsene Europäerin fällt man in Myanmar aus der Reihe und ist der Hingucker schlechthin. Gleich mehrmals durfte ich während der Reise für ein Selfie posieren.
Buddha-Figur auf dem Mandalay Hill, Myanmar/Burma
On the Very Top of Mandalay Hill trohnt er in seiner gewohnten Pose: der Buddha.

 

Für die einen ist es U-Bein…

… für die anderen die längste Teakholz-Brücke der Welt. Für alle aber ist sie absolut bewundernswert, die über einen Kilometer lange U-Bein-Brücke bei Mandalay.

Lange Teakholz-Brücke (U-Bein-Brücke) bei Mandalay, Myanmar/Burma
Egal, ob du O-Beine oder X-Beine hast: auf der U-Bein-Brücke sind alle Menschen gleich.

 

Ein Tag auf dem Irrawaddy River

Einen chilligen Tag verbrachten wir, als wir auf dem Irrawaddy River von Mandalay zur Pagoden-Hauptstadt Bagan tuckerten. Kurz nach Ablegen mussten wir allerdings nochmals für ein Stündchen an einer Sandbank ankern. Der Nebel war so dicht, dass man keine zehn Meter weit sehen konnte. Unser Tour-Guide war sichtlich perplex ob dieser ungewöhnlichen Wetter-Situation. Meine Theorie ist ja, dass die überaus gastfreundlichen Burmesen ihn, also den Nebel, extra für uns Aargauer organisiert hatten. Schliesslich sollten wir uns ja ein bisschen wie zu Hause fühlen… 🙄

Als sich der Nebel dann endgültig auflöste, genossen wir eine komplett neue Perspektive auf eine wunderschöne Landschaft.

Blick vom Boot auf eine grosse Brücke im Irrawaddy-River zwischen Mandalay und Bagan
*sing* Seemann, lass das Träumen, denk nicht an zuhaus…

 

Bagan: Hauptstadt der Pagoden und Tempel

Zum krönenden Abschluss führte uns unsere Reise nach Zentral-Myanmar und dort in die Pagoden-Hauptstadt Bagan. Myint Than, unser Tour-Guide, wusste eben schon, wovon er sprach. Damals. Am allerersten Abend. Beim Tuesday-Corner an der Shwedagon-Pagode. Ja, wir sahen noch viiiiieeeeele weitere Pagoden während unserer zweiwöchigen Reise. Bei einigen Gruppen-Mitgliedern trat der Zustand „overpagoded“ bereits zu einem früheren Zeitpunkt ein. In Bagan waren aber wohl so ziemlich alle infiziert. 😜

Bike-Gruppe fährt durch die Pagoden von Bagan.
Bike-Tour durch die Pagoden-Landschaft von Bagan. (Foto: Helen Marugg)

 

Flippst du schon oder floppst du noch?

Wer Flip-Flops mag, wird sich in Myanmar rundum wohl fühlen. Die kultigen Sandalen sind ja sowas von superpraktisch in einem buddhistischen Land, in dem man (gefühlt) alle paar Meter vor einer Schuhverbotstafel steht. Alle tragen sie:

  • die Einbeinruderer auf dem Inle-See,
  • die Mönche beim Einsammeln ihrer Opfergaben,
  • die Mädels im Strassenbau,
  • die Busfaher beim Manövrieren ihrer rechtsgesteuerten Vehikel auf der linken Fahrbahn,
  • die Receptionistin im 4-Sterne-Hotel
  • einfach ALLE!

Unser burmesische Tour-Guide Myint Than absolvierte sogar die 6-stündige Trekking-Tour auf teilweise felsigem, glitschigen Terrain in Flip-Flops. Leckt’s MYANMARsch! 😜

Ich kann Myanmar als einzigartige, entschleunigende Reisedestination jedem wärmstens ans Herz legen.  Drüben auf meiner Facebook-Seite findest du weitere Impressionen dieser unvergesslichen Reise. Viel Spass beim Stöbern.


Buch-Empfehlungen

Gebrauchsanweiung für Myanmar von Martin Schacht. Tolle Inputs zur Vorbereitung und Einstimmung auf das Land und ein nützliches Nachschlagewerk während der Reise.

Burma-Serie (Herzenhören und Herzenstimmen) von Jan-Philipp Sendker. Mir wurde erst im Verlaufe der Reise bewusst, wie unglaublich authentisch die beiden Bücher geschrieben sind. Wow, einfach nur wow!!!

Artikel weiterer Bike-Reisen

Bike-Safari durch NamibiaSim-Salsa-Bim: Verzaubert von Kuba

Bike-Safari durch Namibia

Die Bike-Safari durch Namibia zählt definitiv zu meinen ganz besonderen Reise-Leckerbissen. Vor exakt zwei Jahren strampelte ich tatsächlich mit sieben weiteren Mountainbike-Enthusiasten durch die rote Erde Südwestafrikas, wie Namibia bis zu seiner Unabhängigkeit im Jahre 1990 genannt wurde. Ich schreibe diesen Artikel heute in Erinnerung an eine unvergessliche Zeit im afrikanische Outback.

Die Reise im Überblick

Überblick Reisekarte Namibia
Überblick Reisekarte (Bild-Quelle: Bike-Adventure-Tours.ch)

Auf den schwarzen Strecken (siehe Karte) wurden unsere Bikes konfortabel mit dem Offroad-Anhänger transportiert.

Toyota Landcruiser mit Bike-Anhänger im Outback Namibia
Unser Begleitfahrzeug: ein Toyota Landcruiser mit Offroad Bike-Anhänger.

Bike-Anhänger im Outback Namibia

Aber hey, auf den roten Strecken kämpften wir uns tapfer und geduldig durch die staubigen namibischen Sand- und Wellblechpisten.

Bike-Gruppe macht Pause in der Wüste, Namibia
Findet doedel 😉

Bikes liegen im Sand in der Wüste Namibias

Bike-Tour Richtung Sonnenuntergang bei Spitzkoppe in Namibia
Dem Sonnenuntergang entgegen. (Bild: T. Pfenninger)

Bike-Gruppe macht Pause mit wundervoller Weitsicht
Ein Päuschen in Ehren, kann niemand verwehren 😉

Bike-Gruppe berät sich in der Wüste Namibias
Stundenlanges Strampeln durch endlose Weite hat eine durchaus reinigende Wirkung auf den Geist. (Bild: T. Pfenninger)

Bike-Gruppe berät sich mitten im namibischen OutbackBiker stieben auf einer Sandpiste in Namibia davon

Sossusvlei: Sandkasten Deluxe

Ein erstes Highlight erreichten wir gleich zu Beginn unserer Reise: das Sossusvlei. Dabei handelt es sich um eine von roten Sanddünen umringte Salzpfanne („vlei“) in Mitten der Wüste Namib. Die Dünen – Big Daddy, Big Mama und wie sie alle heissen – entstanden vor über 5 Millionen Jahren und sind mit ihren bis zu 300 Metern Höhe die mächtigsten Dünen der Welt. Ich konnte mich gar nicht sattsehen.

Sossusvlei in Namibia
Das Sossusvlei gehört seit 2013 zum UNESCO Welterbe. Absolut berechtigt, wie ich meine.

Am nächsten Morgen ging es bereits in aller Herrgottsfrühe los. Ziel war, pünktlich zum Sonnenaufgang den Gipfel von Düne 45 zu erklimmen, um das atemberaubende Farbenspektakel, das hier mit den allerersten Sonnenstrahlen seinen Lauf nimmt zu geniessen. Der Aufstieg durch den tiefen Sand erwies sich als knifflige Herausforderung, nach dem Motto „ein Schritt vor und zwei zurück“ 🙂  aber wenn man erst mal oben steht, tief durchatmet und das prächtige Wüsten-Panorama regelrecht in sich aufsaugt, sind die tollpatschigen Tritte schnell vergessen.

„Der Downhill zu Fuss ist fast so schön wie fliegen.“, steht im Reiseprogramm von Bike Adventure Tours. Da ist durchaus etwas Wahres dran, denn wenn man einmal einen Schritt talwärts angesetzt hatte, gab es kein Zurück, kein Halten mehr. Und das war auch gut so. Denn unten wartete ein famoses Outdoor-Frühstück auf unsere knurrenden Mägen.

Downhill Race der Bike-Gruppe von Düne 45
Downhill Race: fast so schön wie fliegen…

Safari im Etosha-Nationalpark

Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, den Etosha-Nationalpark erkundet man clevererweise nicht per Bike. 🙂 Stattdessen chauffierte uns Roger, unser Tour-Guide, im sicheren Offroader kreuz und quer durch den Park.

Ich hatte auf früheren Reisen bereits Safaris durch den Tsavo-East-Nationalpark in Kenia und den Krüger-Nationalpark in Südafrika unternommen und hatte – im Gegensatz zu den meisten anderen Mitglieder unserer Reisegruppe – also bereits eine konkrete Vorstellung, wie sich eine Safari in Afrika in etwa anfühlte. Aber ich muss schon sagen, Etosha hat auch mich aus den Socken gehauen (also sofern ich denn welche getragen hätte). Die knapp 5’000 Quadratkilometer grosse Salzpfanne verpasst dem Park eine einzigartige Note – ich war hin und weg! Aber lassen wir doch die Bilder sprechen:

Liegendes Löwenpaar im Etosha Nationalpark, Namibia
The Lion is King.

Elefanten am Wasserloch im Etosha-Nationalpark, Namibia
Ein Kollege unserer Gruppe hält einen besonders rELEFANTen Moment am Wasserloch fest.

Giraffen am Wasserloch im Etosha-Nationalpark, Namibia
Hofknicks Giraffen-Style. (Bild: T. Pfenninger)

Zwei Elefanten im Etosha-Nationalpark, Namibia
ein besonders rELEFANTes Bild.

Oryx-Antilopen im Etosha-Nationalpark, Namibia
Oryx-Antilopen (Namibisches Wappentier)

Ein stehendes Erdmännlein
Ein Edel- äh Erdmännlein

Imposante Weber-Vogel-Nester im Outback Namibias
Vogelnestli African Style 😉

Giraffen und Zebras am Wasserloch im Etosha-Nationalpark
Idylle am Wasserloch

Giraffe und Löwen am Wasserloch im Etosha-Nationalpark
Es ist angerichtet… o-oooohhhh…

Elefanten am Wasserloch im Etosha-Nationalpark, Namibia
noch ein rELEFANTes Bild.

Giraffe und Oryx-Antilopen beim Sonnenuntergang im Etosha-Nationalpark, Namibia
(Bild: T. Pfenninger / Bildidee: by doedel ;-))

Giraffen und Zebras im Etosha-Nationalpark, Namibia
Voll im Trend: der anymal print

Elefanten und Zebras von hinten
Wir Touris gehen denen gerade sowas von am A**** vorbei 😉

Löwenpaar nur wenige Meter von Auto enfernt im Etosha-Nationalpark
Darf ich vorstellen: Herr und Frau Löwe.

Giraffe steht neben krummen Baum im Etosha-Nationalpark, Namibia
Die Tiere (hier eine Giraffe) passen sich der Landschaft an.

Elefantenherde nähert sich dem Wasserloch im Etosha-Nationalpark
Elefantenherde nähert sich einem Wasserloch

Weitere Impressionen findet ihr übrigens im Artikel Impressionen meiner Bike-Safari durch Namibia

Lagerfeuer-Romantik

Unvergesslich geblieben sind auch die friedvollen Übernachtungen mitten im afrikanischen Outback.

Camping im Outback Namibias
Outback-Romantik vom Feinsten ❤

Spuren im Sand. Darunter auch Elefanten-Spuren.
„Stell dein Zelt am besten hier auf“, haben sie gesagt. „Sind das Elefanten-Spuren?“ habe ich gefragt. „Ja“, haben sie gesagt.

Spuren im Sand… auch ein Elefanten-Schuh ist dabei….

Und eines schönen Abends, wir sassen gerade gemütlich am Lagerfeuer, da stellten wir uns in der Gruppe die Frage, was denn nun eigentlich grandioser sei: die dezent funkelnden Sterne über dem namibischen Wüstenhimmel oder das aufregende Lichterspektakel am Time Square in New York. Das Fazit der Diskussion verrate ich hier: Milchstrasse gegen Time Square 😉

Soviel ist klar: ich freue mich bereits auf mein nächstes afrikanische Abenteuer. Auf meiner Bucketlist stehen unter anderem das Okavango-Delta und der Ngorongoro-Krater…

Wie geht es euch? Habt ihr auch AfricanDreams?

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Biken auf Lanzarote

 

Island: Rendez-vous mit Feuer und Eis.

Seit meinem bombastischen Skandinavien-Trip im Jahre 2010 war für mich sonnen- bzw. sogar mitternachtsonnenklar, dass ich irgendwann wieder zur Midsomar-Zeit in den hohen Norden reisen würde. Zwar erinnere ich mich noch, wie mein Biorhythmus damals, nach den sechs Wikinger-Wochen, ziemlich aus den Fugen geraten war, aber daran war ich ja selbst schuld. Schliesslich hatte mich keiner gezwungen, nachts um 2 Uhr joggen zu gehen. Oder Spaghetti zu kochen. Oder die Nächte, die eigentlich keine sind, weil die Sonne über dem nördlichen Polarkreis im Sommer niemals untergeht, mit anderen Aktivitäten zweckzuentfremden.

Dieses Jahr – nach verflixten sieben Jahren also – war die Zeit endlich reif, das Versprechen einzulösen. Am 17. Juni – dem isländischen Nationalfeiertag, übrigens – flog ich mit einem Freund auf die Insel im nördlichen Europa. Mein Freund wollte sich zu seinem runden Geburtstag  etwas besonderes gönnen. Und wenn man schon in der letzten Juni-Woche Geburtstag hat, was bitteschön sollte es da spezielleres geben, als den Tag bei 24-Stunden-Tageslicht voll auszukosten?

Mitternachtssonne bei Reykjavik, Island
Sonnenstand am 24.6. um 23.50 Uhr.

Wir hatten uns ein nettes Airbnb-Cottage mit eigenem SPA-Bereich (na ihr wisst schon: Whirlpool, Regendusche und so Kram halt) in Hveragerdi ausgesucht und um dorthin zu gelangen einen Mietwagen gebucht. Hand aufs Herz: etwas Bammel, dass mit dem Mietwagen alles klappte, hatten wir nach der Schenkelklopf-Geschichte von Lanzarote natürlich schon. ;-))) Aber Island war nun mal nicht Lanzarote und so klappte diesmal alles absolut komplikationslos!

Bananen, Tomaten, Erdbeeren und Co

Als wir in unserem Cottage ankamen, fiel mir als erstes die Fruchtschale auf dem Esstisch auf. Darin lagen drei Bananen. Ich hatte wirklich mit vielem gerechnet, aber bestimmt nicht mit Bananen zur Begrüssung. Der Anblick war für mich offenbar dermassen skurril, dass meine Gedanken immer wieder zu den Bananen abschweiften, während Jacob uns durchs Cottage führte. Jacob war ein wahnsinnig sympathischer Mann aus dem die Ausflugs-Ideen und sonstige Tipps nur so heraussprudelten – er war wie so ein Geysir. Am liebsten hätten wir ihn für den Rest der Woche bei uns behalten, doch Jacob hatte andere Pläne.

Am nächsten Morgen beim Frühstück schnappte ich mir eine Banane für mein Müesli und da erst viel mir das Etikett auf. Ich staunte nicht schlecht: es waren tatsächlich isländische Bananen. Besser noch, die Bananen stammten aus Hveragerdi, also aus dem Dorf, in dem wir die kommenden Tage verbringen würden. Ich habe schon viele Orte bereist und Bananenplantagen bestaunt. Es waren ausnahmslos tropische Orte mit feucht-warmem Klima. Wie zum Geier sollen hier in Island, wo das Thermometer selbst im Hochsommer grossmehrheitlich deutlich unter der 20-Gradmarke bleibt, also Bananen reifen? Wir beschlossen der Geschichte auf den Grund zu gehen und lernten bald, dass die Isländer nebst Bananen auch Erdbeeren und allerlei Gemüse wie Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Brokkoli etc. in mit Geothermalenergie beheizten Gewächshäusern anbauten – wow!
Ein absolutes Muss ist unter diesen Voraussetzungen denn auch der Besuch der Farm Fridheimar. Die innovativen Isländer führen hier tatsächlich in einem der Gewächshäuser ein Restaurantbetrieb. Man sitzt mitten in den Tomatenstauden und bestellt (gefälligst!) den Klassiker: hausgemachte Fridheimar Tomatensuppe. Dazu werden frischer Basilikum, Sour Cream und köstliche Brotvariationen gereicht. Das Ganze à discretion. Mmmhhh…

Heiss und Eis: Glescher und heisse Quellen

Ein weiterer Aspekt, der mich in Island total faszinierte, war das Zusammentreffen von kochendheissen, blubbernden „Pfützen“ und eiskaltem Gletscherwasser auf kleinstem Raum. Auf der einen Seite sind da die Geysire am Golden Circle. Auf der anderen Seite beeindrucken riesige Glescher und Gletscherseen, wie beispielsweise der Jökulsárlón.

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Kochend heisse Pfützen (hier am Golden Circle)…

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… vs. eisige Gletscherseen (hier: Jökulsárlón)

Im Tal Reykjaladur treffen die beiden Extreme – heiss und Eis – besonders imposant auf einander. Im Fluss, der durch das Tal führt, vermischt sich nämlich eine heisse Quelle mit Eiswasser, was einige Meter unterhalb der Gabelung in perfekter Badewannen-Temperatur von 38-40 Grad endet. Und so tauscht man hier liebend gerne seine warmen Wanderklamotten gegen den Badeanzug und chillt mal eine Runde (oder auch zwei) vor sich hin – einfach herrlich!

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Badevergnügen pur im Tal Reykjaladur

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Das Wandern ist des Isländers Lust…

reykjaladur
In meiner Badewanne bin ich Kapitän… oder Schafhirt 😉

Fazit und weitere Impressionen aus Island

Mich hat Island schwer beeindruckt und ich schliesse nicht aus, irgendwann nochmals hierhin zurückzukehren. Vielleicht in den Wintermonaten zum Nordlicht-Spektakel. Nordlicht-Gucken steht schliesslich auf meiner Bucketlist.

Blick auf die Reynisdrangar Felsen bei Vík, Island
Reynisdrangar bei Vík

Puffins aka Papageientaucher in Island
Puffins.

Gletschersee in Island, Jökulsárlón
Bild mit Herz ❤

Blick auf den Gulfoss-Wasserfall am Golden Circle in Island
Gulfoss

Typische Landschaft am Golden Circle, Island

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Wie man Island hineinruft, so ruft es zurück.

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Earth Cooking.

Island: Landschaft dominiert von violetten Blumen
Die schönsten Pausen sind lila 😉

Blockhaus in Island

Blick durch den Wasserfall Seljalandsfoss in Island
Seljalandsfoss: Mitten drin statt nur dabei…

Sim-Salsa-Bim: Verzaubert von Kuba

Bild des Grenzsteins Ich erinnere mich noch sehr genau, wie ich damals (übrigens auf meiner allerersten grossen Reise) lockerflockig von Miami über die Seven-Mile-Bridge nach Key West brauste und schliesslich, am äussersten Zipfel des nordamerikanischen Kontinents angelangt, vor dem legendären Grenzstein stand und sehnsüchtig Richtung Süden spähte. 90 Meilen, läppische 144 Kilometer, trennten mich damals von der geheimnisvollen Karibikinsel Kuba. Mein Bauchgefühl prophezeite mir schon damals, dass ich irgendwann drüben auf der Insel stehen und keck nach Key West rüber zwinkern werde! Seither sind über zwanzig Jahre vergangen.

Kuba by bike – I like!

bikes_vinalesAuf der Suche nach einem optimalen Mix aus spannender Kulturreise und Aktivurlaub, stiess ich im Herbst 2014 auf die Bike-Reise Kuba Clasico des Veranstalters Bike Adventure Tours. Mein damaliger Freund und ich waren sofort überzeugt: Das ist es – vamos. Juntos! Am 18. Dezember 2014, es war der Tag unmittelbar nach dem historischen Telefongespräch zwischen Barack Obama und Raúl Castro, war es schliesslich soweit. Zusammen mit ein paar weiteren Bike-Enthusiasten flogen wir von Zürich nonstop nach Havanna und damit war vor allem eines klar: bevor sich die Amis dem Inselstaat annähern würden, waren erst mal wir an der Reihe, pah!

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Bild-Quelle:  Bike Adventure Tours

 

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Eine ganz normale Seitenstrasse in Havanna.

Bunte Autos

Mich beeindruckte die Insel auf Anhieb und gleich mehrdimensional. Ich erinnere mich noch, wie die Jungs unserer Reisegruppe, kaum hatten wir unser Hotel im Zentrum von Havanna erreicht, gar nicht mehr von der Strasse wegzukriegen waren, weil sie auf keinen Fall auch nur einen dieser kunterbunten Oldtimern verpassen wollten. Zu jenem Zeitpunkt gingen wir davon aus, dass diese Autos das Markenzeichen von Havanna seien und die Leute ausserhalb der Hauptstadt stinknormale, rostige, verbeulte Otto-Normal-Autos fahren würden. Dass dem nicht so ist wurde uns erst im Verlaufe der nächsten Tage allmählich bewusst. ES. GIBT. (praktisch) KEINE. ANDEREN. AUTOS. AUF. KUBA!

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Auf einer Tabakplantage

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Oldtimer (Autos und Häuser) am „el Malecón“ von Havanna.

 

Shopping findet anderswo statt

Eine weitere Besonderheit, die mich zutiefst beeindruckt hat, war der schlicht und ergreifend nicht stattfindende Konsum. Ich meine hey, es war Weihnachten! In vielen christlichen Ländern ist das die Hauptsaison des geradezu ausufernden Konsums. Doch in Kuba gab es – abgesehen von Che Guevara Accessoires  – nichts zu kaufen. Selbst wenn man in Shopping-Laune gewesen wäre: es gab einfach nichts. Punkt. Man stelle sich das einmal vor!

Bunt sind auch die Häuser. Und die Musik

Last but not least haben mich natürlich Land und Leute zutiefst berührt. Auffallend sind zuerst einmal die farbenfrohen Häuser. Passend zu den Autos. Oder war’s umgekehrt? Ein klassischer Fall für die „Huhn-Ei-Frage“ 🙂 Jedenfalls drang aus (gefühlt) jedem dieser fröhlich eingefärbten Häuser fröhliche Musik. Wer da keine gute Laune kriegt, ist selber schuld! Nicht selten habe ich mich dabei ertappt, wie ich auf dem Bike-Sattel meine Hüfte zu heissen Salsa-Rhythmen schwang – sim-SALSA-bim!

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Weniger bunt sind die Mahlzeiten

Kulinarisch ist Kuba etwas weniger „farbenfroh“. Du wählst nicht etwa ein Menu aus, sondern darfst dich bestenfalls für ein Stück Fleisch (Schwein oder Huhn) entscheiden. Als Beilage sind Reis und schwarze Bohnen gesetzt. Zum Dessert gibt’s Mango-Mus, dazu ein Stück Käse. Alternativen gibt es kaum – ausser in den sternengeschwängerten Hotels am traumhaften Varadero-Strand beispielsweise. Aber das hat ja auch nicht mehr viel mit Kuba zu tun…

Fazit: Do it!

Meine uneingeschränktes Fazit: Kuba MUSS man erlebt haben. Und zwar noch BEVOR der erste McDonalds in Havanna seine Türen öffnet. Go for it!

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Ein absolutes MUSS: das Vinales-Tal

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Weisse Weihnachten: check! 😉

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Dramaqueen Cienfuegos im Süden der Insel.

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Reif für die Insel. Welche ist egal. Oder doch nicht?

Es war an einem Sonntagvormittag Anfang November 2016. Nebst den Präsidentschaftswahlen in den USA stand auch die Adventszeit quasi vor der Tür und die ersten Einladungen für Weihnachtsanlässe flatterten ins Haus. Ich  sass mit meinem besten Freund gemütlich beim Brunch, als wir gemeinsam feststellten, dass wir unseren Körpern eigentlich viel lieber den Luxus von Ruhe und Bewegung an der frischen Luft gönnen wollten, als sie der drohenden Hektik und Völlerei auszusetzen. Biken wäre toll. Beispielsweise. Es war ein prickelnder Gedanke, den wir auf jeden Fall noch mindestens eine Runde weiterdenken wollten. Nach zwei, drei Nächten darüber schlafen stand unser Entschluss schliesslich fest: ja, wir wollten weg.

Uns war bewusst, dass die Weihnachtszeit eine beliebte Reise-Saison ist und wir uns entsprechend zügig für eine Destination entscheiden sowie Flüge und Unterkunft buchen sollten, um am Ende nicht doch noch besinnlich unter dem Tannenbaum zu landen. Also machten wir uns sofort an die Arbeit und surften fleissig durch das Internet. Relativ rasch stiessen wir dabei auf Lanzarote. Die Kanaren-Insel wurde uns als regelrechtes Mekka für Bike-Enthusiasten angepriesen. Das klang toll. „Au ja, das ist es!“, riefen wir wie aus einem Munde, „…und ich kann gleichzeitig mein  Spanisch weiter vertiefen, juhui!“, fügte ich euphorisch hinzu.

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Wir teilten uns die erforderlichen Buchungen gerecht unter einander auf. Während ich mich schnurstracks um die Flüge und die Unterkunft bemühte, kümmerte sich mein Freund voller Elan um die Bikes und einen Mietwagen. Nachdem alle Buchungen und Reservationen getätigt waren und damit unser Gesamt-Paket unter Dach und Fach schien,  stiessen wir voller Vorfreude mit einem Glas Cava auf unseren Coup an. Den klitzekleinen Flüchtigkeitsfehler der sich in unserem Buchungsprozedere eingeschlichen hatte, bemerkten wir erst später. Viel später. Eigentlich zu spät. Oder auch nicht. Aber eins nach dem anderen…

In den folgenden Wochen vor der Abreise durchlebten wir beide geschäftlich eine regelrechte Jahresend-Rally. Projekte und Tasks prasselten auf uns nieder, als obs kein Morgen, als obs kein 2017 gäbe und so waren wir am vierten Advents-Wochenende schliesslich mehr als nur reif für die Insel. Die letzten E-Mails waren beantwortet, die Ferienvertretungen geklärt, die Taschen gepackt. Nun konnte nichts mehr schiefgehen. Eigentlich. Dachte ich…

Am Abend vor dem Abflug nach Arrecife/Lanzarote leitete mir mein Freund noch die Bestätigung der Mietwagen-Reservation weiter, die bereits seit Wochen in seinem E-Mail Postfach vor sich hin schlummerte. „Damit du dann morgen auf der Insel auch Bescheid weisst…“ notierte er salopp dazu und schloss die Nachricht mit einem gutgelaunten Smiley. Ich setzte mich an meine Küchenbar, nippte an einem Pfefferminztee und scrollte mich durch das Anschreiben des Mietwagen-Anbieters. Dabei stolperte ich über die Worte Reina Sofía. „Oh?!“, schoss es mir spontan durch den Kopf, „ich wusste gar nicht, dass der Flughafen von Arrecife auf Lanzarote gleich heisst, wie derjenige auf der Schwesterinsel Teneriffa…“. Ich war bereits zwei mal auf Teneriffa (mehr dazu gibt’s übrigens im Artikel Die Kraft des Atlantiks oder wie man zufällig einen Halbmarathon läuft) und kenne den Flughafen dort daher ziemlich gut. Neugierig geworden zoomte ich in die entsprechende Passage des E-Mails hinein und realisierte allmählich, dass die Flughäfen der beiden Kanareninseln NICHT gleich hiessen. Sofort rief ich meinen Freund an. Bestimmt hatte er die Bestätigungsmail fies manipuliert, um meine Aufmerksamkeit zu testen – zuzutrauen wär’s ihm ja! Doch sein Gestotter verriet mir, dass es kein Fake war. Nein, unser Auto würde morgen um 16.00 Uhr tatsächlich auf Teneriffa für uns bereitstehen, während unsere Taschen 400 Kilometer weiter westlich auf Lanzarote über das Kofferband tuckerten. Heiliger Bimbam!

Nachdem der erste Schreck verdaut war, machte mein Freund das einzige, was er in dieser Situation tun konnte: er stornierte die Reservation auf Teneriffa und setzte gleichzeitig eine Anfrage an die Filiale auf Lanzarote ab. Im Vertrauen darauf, dass am Ende eh immer alles gut wird und es vor Ort dann bestimmt irgendeine Lösung geben würde, schlummerte ich schliesslich selig dem herbeigesehnten Abreisetag entgegen.

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Auf dem Weg zum Flughafen und am Gate checkte mein Freund im 10-Minuten-Takt seine E-Mails. Doch die erhoffte Reservationsbestätigung blieb aus. Dann hiess es schliesslich „Fasten Your Seatbelts“ und unsere Smartphones fielen für die nächsten 4 Stunden in ihren wohlverdienten Dornröschenschlaf.

Nachdem wir unsere Taschen vom Kofferband geschnappt hatten, stellten wir uns mit leicht mulmigem Bauchgefühl beim Autovermieter an die Theke. Ein sympathischer junger Mann, mit zimtfarbenem Teint und strahelndweissen Zähnen lächelte uns entgegen. Auf seiner linken Brust war ein Schild. „Pedro“ stand darauf. Pedro hiess uns auf Lanzarote willkommen und fragte, was er für uns tun könne. Ich hörte, wie mein Freund ihm – ebenfalls sehr freundlich, aber bestimmt  – erklärte, dass wir gestern eine Reservationsanfrage eingereicht hätten, bis jetzt jedoch noch keine Antwort erhalten hätten. Augenblicklich zogen sich die Lachfalten um Pedros Mundwinkel zurück, um Sekunden später auf seiner Stirn in Form von Sorgenfalten wieder aufzutauchen. Pedro versicherte uns, wie unangenehm ihm die Angelegenheit sei. Dezent murmelte er, dass 24 Stunden vor Ankunft zwar schon etwas knapp seien für eine Reservation, aber dass wir dennoch längst eine Antwort auf unsere Anfrage hätten erhalten müssen. Er entschuldigte sich mehrmals in aller Form und klickte gleichzeitig nervös in seinem Computer herum. Während mein Freund – seinen rechten Ellbogen lässig auf der Theke abgestützt – sich seine Emotionen nicht anmerken liess, stand ich mit ersten Anzeichen von Schnappatmung daneben. „Aber… Moment… das ist doch nur die halbe Geschichte… also höchstens… herrje…“ stammelte ich innerlich vor mich hin. Pedro tat mir leid. Er war doch nicht Schuld an unserer Misere. Ich nahm einen tiefen Atemzug und wollte schlichtend in das Geschehen eingreifen. In diesem Moment zog Pedro einen Schlüssel aus der Schublade, begann mit dem Ausfüllen eines Formulars und entschuldigte sich erneut für die Unannehmlichkeiten. Ja, es war nur die halbe Geschichte, die mein Freund da von sich gab, aber es war verdammt noch mal die richtige Hälfte. Und so stand ich einfach nur perplex wie Babsi daneben und entschloss mich, das zu tun, was ich am besten kann: Klappe halten!

Kurze Zeit später sassen wir in einem weissen Opel Corsa mit Fahrradträger am Heck (es war übrigens der einzige Wagen mit Fahrradträger in der ganzen Garage), gaben die Adresse des Hotels ins Navi ein und quitschten kurz darauf los in Richtung Costa Teguise.
Nach gut 20 Minuten Fahrt strandeten wir in einer Sackgasse. Das Navi behauptete steif und fest, dass wir hier unser Ziel erreicht hätten. Doch hier gab es kein Hotel – weit und breit nicht. „Fahr da rein!“ wies ich meinen Freund an, „dort vorn ist bestimmt die Einfahrt zum Hotel, siehst du?“ – „Ich kann doch da unmöglich reinfahren! Das ist die Strand-Promenade. Sieh nur die vielen Leute!“ – „Ach, jetzt fahr halt mal die zwanig Meter vor, dann sehen wir, ob das dort tatsächlich die Hoteleinfahrt ist.“ Ich mag Männer, die in brenzligen Situationen einfach tun, was man von ihnen verlangt, ohne langes Tamtam. Und so holperte unser Corsa auch schon zielstrebig über die Pflastersteine…
Wir schafften nicht mal die vorgenommenen 20 Meter, da ertönte auch schon  eine schrille Sirene und im Rückspiegel erblickten wir das rotierende Blaulicht eines Streifenwagens. „Das macht dann 40 Euros, por favor!“ gab uns der Polizeibeamte – in scharfem Tonfall zwar, aber mit einem charmanten Grinsen im Gesicht – zu verstehen. Die Costa Teguise hat echt einiges zu bieten, aber in dem Moment waren wir hier die Hauptattraktion. Die Fussgänger zeigten auf  unseren Corsa, schüttelten den Kopf oder hielten sich den Bauch vor lachen. Einige taten sogar alles gleichzeitig. Für mich fühlte sich das gerade wie die gerechte Strafe für unser nicht ganz astreines Spiel beim Auto-Vermieter an. Nun waren wir aber quitt, ey!
Währendem wir unsere Euros hervorkramten erklärten wir dem Polizisten, dass wir gerade vom Flughafen kämen und unser Navi der Meinung sei, dass da vorne unser Hotel, das Barceló, stünde. Der Polizist kassierte und bot uns dann an, uns zum Hotel zu lotsen. Wir sollten einfach hinter ihm herfahren. Die Zufahrt zum Hotel war in der Tat etwas verwinkelt. Wir wären da definitiv noch lange herumgeirrt. Die 40 Euros waren am Ende jedenfalls gut investiertes Geld. 😉

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